Nicht verpassen!: Auch Frauen

„Flammend’ Herz“, 0.05 Uhr, ZDF

„Aus dem Punkt wurde ein Strich, aus dem Strich wurde ein Herz, aus dem Herz wurde ein Kleeblatt“. Karlmann Richter ist am ganzen Körper tätowiert, die Arme des 90-Jährigen sehen für den Fernsehzuschauer aus wie die eines Brandopfers: dürre, dunkle Stecken. Vor vielen Jahren mögen die dort verewigten Motive deutlicher zu erkennen gewesen sein, als die Haut noch straff über dem Fleisch saß.

Es gab Zeiten, in denen die drei Tätowierer Albert Cornelissen, Karlmann Richter und der Gründer der „Ältesten Tätowierstube Deutschlands“ Herbert Hoffmann, beste Freunde waren. Sie lebten zusammen, sie arbeiteten zusammen. Die Dokumentation von Andrea Schuler und Oliver Ruts beginnt mit dem Versuch, die drei zerstrittenen Herren gemeinsam vor die Kamera zu bekommen und erzählt weniger über das Tätowieren an sich, als dass sie Einblick gibt, in die Seele dreier Männer, die eine Leidenschaft verbindet und die gleiche Sehnsüchte teilen. Männer, die eine elitäre Gruppe „primitiver Menschen“ bildeten, zu Zeiten als Tätowierungen noch keine Massenware waren. Männer, die erkannt hatten, dass sie ihrer „Natur folgen müssen“. Liebevoll und schrullig sind die alten Herren. Liebevoll und reich an Respekt die Filmemacher, die vermitteln, was es mit Toleranz auf sich hat. „Ich liebe auch Frauen“, sagt Albert Cornellisen und beginnt seine Beine nach ihnen abzusuchen. Ähnlich, wie Kinder, wenn sie an Ostern die Eier finden, ruft er aus: „Hier ist eine. Und hier auch!“ Er zieht das Hosenbein weiter hoch: „Vielleicht hier auch. Ich weiß es nicht.“ SBU