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Atomtransporten durch München aufgelauert

■ Route der „rollenden Zeitbomben“ aufgedeckt

Von Luitgard Koch

München (taz) - Als vor zwei Jahren zum erstenmal der Verdacht laut wurde, daß mitten durch Münchens Stadtgebiet Atomtransporte aus dem niederbayerischen AKW OhuI auf den Schienen laufen, sorgte diese Nachricht für Schlagzeilen. Vergebens bemühte sich der Münchner Stadtrat jedoch näheres über diese gefährliche Fracht in Erfahrung zu bringen.

Was den Stadträten nicht gelang, schafften die „Mütter gegen Atomkraft“ zusammen mit Mitgliedern von „Robin Wood“ und Mitarbeitern der grünen Landtagsfraktion: Sie lagen auf der Lauer und machten die Route des Transports der abgebrannten Brennelemente ausfindig.

Vom niederbayerischen AKW Ohu1 werden die rollenden Zeitbomben nach Dingolfing, wo der Spezialwaggon in einen normalen Güterzug eingestellt wird, Richtung Landshut über München, Saarbrücken zur französischen WAA La Hague transportiert.

Jeweils zweimal durchfuhren die Waggons, deren Oberflächenstrahlung mindestens 200 Millirem in der Stunde beträgt nachts gegen 21.00 Uhr am vergangenen Montag das Münchner Stadtgebiet. Die zulässige jährliche Höchstdosis für die Bevölkerung liegt bei 30 Millirem. Am Bahnhof Berg am Laim rangierte der Zug auf seinem Weg zur WAA im französischen La Hague und hatte dort zwei Stunden Aufenthalt. Nicht nur das Eisenbahnpersonal ist damit dieser hohen Strahlungsbelastung ausgesetzt, sondern auch die Bewohner dieser Gegend. Bewacht wird die geballte Ladung Radioaktivität nur von zwei Bahnpolizisten.

Von den beobachteten Transporten war, so die Atomgegner, weder das Kreisverwaltungs- noch das Umweltschutzreferat oder das Lagezentrum des bayerischen Innenministeriums informiert. Ein etwaiger Katastrophenschutz somit überhaupt nicht gewährleistet.

Solche Atomtransporte fuhren im vergangenen Jahr mindestens neunmal durch München. Von den offiziellen Stellen wurden nur vier zugegeben. Von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt wurden für 1990 sieben Transporte durch München genehmigt. Das Münchner Anti-Atom-Plenum sowie das Landshuter Bürgerforum fordert angesichts dieses Gefahrenpotentials erneut den Ausstieg aus der Kernenergie. Die Initiativen kündigten an die Atomtransporte weiter zu beobachten. Außerdem wollen sie mitteilen, wann wieder ein Transport ansteht. Das Thema wird morgen den Münchner Stadtrat beschäftigen bei seinem Hearing zur Katastrophenschutzplanung.

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