Atommüll-Endlager wohl erst 2021: Verzögerungen in Schacht Konrad
Die Sanierung des früheren Eisenerzbergwerkes Konrad ist aufwändiger als gedacht. Der Start der Einlagerung von Atomabfällen könnte sich auf 2021 verschieben.
SALZGITTER/BERLIN dpa | Das zentrale Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Schacht Konrad in Salzgitter, könnte erst im Jahr 2021 startbereit sein. Das mit dem Bau beauftragte Unternehmen DBE hat einen erheblichen Mehraufwand für die Sanierung von mindestens einem der beiden alten Schächte des früheren Eisenerzbergwerks festgestellt, wie es dem Bund mitteilte.
In Unterlagen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, werden als Verzugszeitraum zwei Jahre angegeben – schon jetzt ist erst 2019 mit dem Einlagerungsstart zu rechnen. Zur Schachtanlage Konrad soll der Großteil der Abfälle aus deutschen Atomkraftwerken gehen.
Zunächst hatte der Fund des Minerals Ettringit im Schachtmauerwerk Sorgen bereitet – das soll aber nun kein Grund für mögliche neue Verzögerungen sein. Probleme bereite jetzt vor allem „der teils geringe Verfüllungsgrad von Mauerwerksfugen an der Schachtwand“, heißt es in einem Sachstandssbericht von Anfang März. 75-prozentiger Gesellschafter der DBE ist die Gesellschaft für Nukleartransporte (GNS), hinter der sich vor allem die Atomwirtschaft verbirgt.
Ein Sprecher des für Betrieb und Errichtung zuständigen Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) erklärte auf dpa-Anfrage: „Das BfS lässt derzeit von einem unabhängigen Sachverständigen prüfen, ob der vom Unternehmen festgestellte zusätzliche Sanierungsbedarf unabweisbar ist, welche Auswirkungen er gegebenenfalls auf den Zeitpunkt der Fertigstellung des Endlagers hat – oder ob der Sanierungsaufwand kosten- und zeitmäßig reduziert werden kann“.
Schon jetzt werden die Kosten auf rund 2,3 Milliarden Euro beziffert. Eine rasche Fertigstellung wäre wichtig, um die Abfälle der stillgelegten Atomkraftwerke hier endzulagern – die acht 2011 abgeschalteten Anlagen warten derzeit noch auf den Rückbau. Bis zur Fertigstellung lagern die Abfälle in atomaren Zwischenlagern. Ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle ist noch nicht gefunden.
Leser*innenkommentare
Es gibt kein
Gast
sicheres, nicht einmal ein einigermassen sicheres Endlager und es kann auch keins geben weltweit.
Dafür sind die Zeiträume, um die es geht, für menschliche Massstäbe viel zu unbegreiflich.
Darum ist auch jedes bisherige und zukünftige Weiterwursteln mit Atomkraft ein Kapitalverbrechen höchsten Grades, gleichauf mit Massen- und Völkermord aus niedersten Beweggründen
PeterWolf
Gast
@Karlheinz, @vic
ich stimme ihnen beiden zu, aber was machen wir, wenn bis zur Sanierungsbedürftigkeit von BER und S21 immer noch kein Endlager mit der hohen geforderten Sicherheit gefunden/hergestellt ist, weil es keine geologisch geeigneten Standorte gibt?
Da hilft nicht mal der Atomausstieg, wohin mit dem bereits vorhandenen Müll, inklusive der rückzubauenden KKW´s?
Die damaligen Entscheider für Atomkraft, wie FJS, können wir nicht mehr in die Pflicht nehmen, selbst wenn, die Geologie könnte auch FJS nicht ändern.
Da haben wir eine ERBSÜNDE, die sich nicht wegtaufen lässt.
Ratlos wie meistens.
Gipser
Gast
Aha, es wurde Ettringit im Schachtmauerwerk gefunden. Wie kam denn der dahin? Ettringit bildet sich u.a. wenn Gips mit Zement in Kontakt kommt. Davon können die Restauratoren im Südharz ein garstig Lied singen. Die Gipslagerstätten des Südharzes lieferten über Jahrhunderte einen billigen Baustoff. So wurden die Kirchen mit Gipsmörtel und Stuck versehen. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts reparierte man schadhafte Stellen mit Zementmörtel. Als Folge davon kam es zu schweren Zerstörungen durch Ettringitbildung. Dieses Mineral besitzt eine wesentliche größere Elementarzelle, d.h. die Kristallstruktur weitet sich aus. Die Kräfte, die dabei auftreten sind so gewaltig, dass der Festkörper zerbröselt. Da es in dieser Gegend aber keinen Gips- bzw. Anhydritgesteinskörper gibt, wird wahrscheinlich der Mörtel daran schuld sein. Es könnte damals eine Mörtelmischung verwendet worden sein, die einen höheren Gipsanteil aus der Rauchgasentschwefelung enthielt. Das nachzuprüfen dürfte kein großes Problem sein.
Jedenfalls sieht man auch an diesem kleinen Beispiel, dass eine Endlagerung viel größere Probleme bereitet als gemeinhin angenommen wird. Deshalb erledigt sich diese Technik quasi von selbst.Das ist die bittere Wahrheit für die Kerntechnikenthusiasten.
Karlheinz
Gast
Bahnhöfe und Flughäfen wurden schon vorher genug gebaut. Für ein Endlager gibt es keine Erfahrungen. Wenn durch die Verzögerungen die hohe geforderte Sicherheit hergestellt wird, ist das sogar zu begrüßen. Ihr Vergleich geht für mich etwas daneben.
vic
Gast
"Der Start der Einlagerung von Atomabfällen könnte sich auf 2021 verschieben"
Wenns nicht so Ernst wäre, wärs zum Lachen.
Bis Deutschland ein Atom-Endlager gefunden hat, sind der BER und S21 sanierbedürftig.