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Atomkatastrophe in JapanKühlsystem in drittem Akw ausgefallen

In einem Atomkraftwerk Tokai südlich von Fukushima ist das Kühlsystem ausgefallen. Ob eine Kernschmelze in Reaktor 3 im Akw Fukushima I begonnen hat, ist weiter unklar.

Mit Schutzmasken und -anzügen eskortieren Offizielle zwei Frauen zu einer Strahlenkontrolle. Bild: dapd

TOKIO rtr/dpa/afp/taz | Zehntausende Opfer, Kettenreaktionen mit unkalkulierbaren Folgen im Atommeiler Fukushima und eine drohende Versorgungsnot: Japan kämpft gegen eine historische Krise. Ein Regierungssprecher dementierte am Sonntag zwar eigene Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima I eine "teilweise" Kernschmelze gegeben habe. Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete die Lage im Umkreis von Fukushima aber als alarmierend. In der 150 Kilometer entfernten Provinz Miyagi maßen Experten eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal und führten dies auf die Explosion in Fukushima vom Samstag zurück.

In einem dritten Atomkraftwerk ist ebenfalls das Kühlsystem ausgefallen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet. Es handelt sich um das 1978 ans Netz gegangene Akw Tokai an der Ostküste südlich von Fukushima. Tokai hat eine Leistung von 1060 Megawatt. Auch dort ist der Siedewasserreaktor ausgefallen.

Unterdessen bestätigte ein Regierungssprecher, dass im Akw Fukushima I wie bereits am Reaktor 1 im Reaktor 3 die Kühlfunktion ausgefallen sei. Dadurch sei das Kühlwasser zurückgegangen, so Yukio Edano. Zuvor hatte er erklärt, es sei zu einer "teilweisen" Kernschmelze gekommen. Dass es im Reaktor 1 schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde für sehr wahrscheinlich. Durch Salzwasserzufuhr seien die Brennstoffstäbe inzwischen wieder im Wasser, führte der Sprecher aus. Es könne sein, dass sich dadurch Wasserstoff unter dem Dach angesammelt habe. Doch selbst wenn es wie beim Block Nummer 1 zur Explosion komme, könne der Reaktor dem widerstehen. 80.000 Menschen im Umkreis von 20 Kilometern mussten ihre Häuser verlassen.

Zudem drohe in Block 3 der Anlage eine ähnliche Explosion wie am Samstag in Block 1, als das Betongehäuse einstürzte, sagte Kabinettschef Yukio Edano am Sonntag. Mit Blick auf den Reaktor 3 treibt Atomexperten eine weitere Sorge um: In diesem kommen sogenannte Mischoxid-Brennelemente (Mox) zum Einsatz, die aus mehreren Uran- und auch Plutoniumoxiden bestehen, die aus der Wiederaufarbeitung atomarer Abfälle stammen. Diese Mischung sei "ein gewaltiges chemisches Gift", sagte Jean Marie-Brom vom französischen Netzwerk für Atomausstieg (Sortir du Nucléaire). "Es reicht, ein Partikel einzuatmen, um Lungenkrebs zu bekommen."

Unklar ist laut Experten, wie viel Plutonium derzeit noch in den Brennelementen von Reaktor 3 steckt. "Befindet sich noch relativ viel Plutonium in den Brennelementen, erhöht das die Gefahr, dass plötzlich wieder eine Kettenreaktion eintritt", sagte Wolfgang Renneberg, ehemaliger Chef der Atomaufsicht in Deutschland, Spiegel-Online.

Radioaktives Wasser ausgetreten

Um Druck vom dem überhitzten Reaktor zu nehmen, sei Dampf abgelassen worden. Damit sei wohl auch eine geringe Menge Radioaktivität freigesetzt worden. Gleichzeitig sei Wasser in das Kernkraftwerk geleitet worden, um den Druck und die Temperatur in dem Reaktor zu senken, sagte Edano.

Unterdessen haben die Behörden den nuklearen Notstand in einem weiteren Atomkraftwerk ausgerufen. Für das Kraftwerk Onagawa sei wegen überhöhter Werte von Radioaktivität die niedrigste Notstandsstufe erklärt worden, teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Sonntag in Wien mit. Der Betreiber Tohoku Electric Power Company meldet den Austritt radioaktiven Wassers. Die Strahlung sei 700-fach zum Normalwert erhöht, so die Betreiberfirma, aber "immer noch niedrig". Ob der nach dem Beben durch einen Brand geschädigte Reaktor Onagawo-3 betroffen ist oder einer der beiden anderen am Standort, war noch unklar. Der Anstieg der Radioaktivität im Akw Onagawa ist einer japanischen Agentur zufolge Ergebnis des Lecks im Kraftwerk Fukushima. Die Betreibergesellschaft Tohoku sehe keine Probleme bei der Kühlung von Onagawo.

Die Akws Fukushima I und II waren bei einem Erdstoß der Stärke 9,0 am Freitag schwerbeschädigt worden. Das bislang stärkste Beben in der Geschichte Japans und ein dadurch ausgelöster Tsunami verwüsteten weite Teile im Nordosten des Landes. Es sei nahezu sicher, dass mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen seien, zitierte der TV-Sender NHK die örtliche Polizei.

In Reaktor 3 des Akw Fukushima seien durch Salzwasserzufuhr die Brennstoffstäbe inzwischen wieder im Wasser, sagte Regierungssprecher Edno. Es könne allerdings sein, dass sich dadurch Wasserstoff unter dem Dach angesammelt habe. Doch selbst wenn es wie beim Block Nummer 1 zur Explosion komme, könne der Reaktor dem widerstehen. Es gebe keine Notwendigkeit für neue Evakuierungen, sagte Edano.

Laut Agentur Jiji werden Vorbereitungen getroffen, den Atomreaktor 2 des Kraftwerks Fukushima I mit Meerwasser zu kühlen.

Brennstäbe möglicherwise geschmolzen

Auf die Frage von Journalisten, ob Brennstäbe in der Anlage teilweise geschmolzen seien, sagte Edano: "Diese Möglichkeit besteht." Bestätigen lasse sich dies nicht, da man nicht prüfen könne, was sich im Inneren der Reaktoren abspiele. Aber in beiden Fällen würden Maßnahmen getroffen, die auf einer solchen Annahme fußten.

Es bestehe nach dem Ausfall der Kühlung aber das Risiko einer Explosion, allerdings werde die eigentliche Hülle des Reaktors davon vermutlich nicht betroffen sein. Am Samstag hatte eine Explosion die Beton-Außenhülle von Block 1 zerstört. Die Stahlhülle des Reaktorkerns blieb aber nach Angaben der Regierung intakt.

Strahlung trat dennoch aus. Nach Angaben der Betreiberfirma Tepco wurden die Grenzwerte für die Strahlenbelastung überschritten. Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr bestehe aber nicht. Nach Angaben der Regierung versuchten Fachleute, eine Explosion in Block 3 zu verhindern, indem sie Meerwasser zur Kühlung in die Anlage pumpten. Diese Methode wurde auch bei Block 1 angewendet. Diesmal habe man jedoch "frühzeitig damit begonnen", Druck abzulassen und Wasser einzupumpen, sagte Edano. Beobachter werteten dies als Eingeständnis, dass die Regierung bislang zu zögerlich vorging. Kritiker werfen ihr schwaches Krisenmanagement vor.

Evakuierungszone 20 Kilometer rund um Fukushima I

Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete das Erdbeben in einer Fernsehansprache am Sonntag als schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Lage im durch das Beben beschädigten Atomkraftwerk Fukushima 1 sei weiter ernst. Kan forderte die Japaner auch zum Stromsparen auf. Nach der Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke wegen des Bebens gebe es das Risiko von großflächigen Stromausfällen, sagte der Regierungschef. In Tokio werde die Elektrizität rationiert, wie das Versorgungsunternehmen der Stadt am Sonntag mitteilte. Ab Montag werde auch in anderen Städten des Landes der Strom zeitweise abgestellt.

Japans Atomsicherheitsbehörde ging davon aus, dass bis zu 160 Menschen der radioaktiven Strahlung ausgesetzt gewesen sein könnten. Menschen im Umkreis von 20 Kilometern rund um Fukushima I mussten die Gegend verlassen. Für ein weiteres Atomkraftwerk in der Nähe wurde eine Evakuierungszone mit einem Radius von zehn Kilometern verhängt. In Evakuierungszentren wurden Neuankömmlinge von Personal in Schutzkleidung überprüft, ob sie verstrahlt sind. Landesweit seien bislang 300.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo.

Unterdessen haben Experten in Miyagi eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen. Ein Sprecher des örtlichen Atomkraftwerksbetreibers sagte, die Reaktoren in der Region seien stabil. Um das AKW Onagawa sei eine erhöhte Radioaktivität festgestellt worden. Man gehe aber davon aus, dass dies nicht von dem Reaktor stamme. Experten vermuten, dass der Wind Radioaktivität aus der Provinz Fukushima herübergeweht habe. Die beschädigten Reaktoren von Fukushima liegen gut 150 Kilometer von der Region mit der erhöhten Strahlung entfernt.

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27 Kommentare

 / 
  • VA
    von Annemie

    Haarsträubende Kulissenschieberei der Regierungsbeflissenen, auch in unserem Land, soll auf der Bühne unseres Welttheaters alles "ins rechte Licht rücken" ...Ach wirklich? Es darf gelacht werden, denn:

     

    Es braucht wahrhaftig keinen "Dr. der Physik", was einem der der gesunde Menschenverstand sagt:

    Japan zeigt – morgen kann es schon zu spät sein – Frau Merkel,

    Hr. Westerwelle & Co.

     

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist...." (Zitat aus: Weissagung der Cree)

    "Werdet ihr (....) einsehen,

    daß ihr euer schönes Geld

    auf der Bank nicht essen könnt,

    welch Menge ihr auch nennt." (Zitat/Liedtext: Ape, Beck& Brinkmann).

     

    Damit wünsche ich weiterhin 'regierungsfröhliche Selbstinszenierung',

    die doch keinen Zweifel darüber lässt, dass Wirtschaftslobbyisten die

    Choreografie bestimmen aufkosten eines "Bühnen-Spektakels", das in vielerlei Hinsicht jeglicher Intelligenz, Vernunft und vor allem ethischem Verantwortungsbewusstsein abschwört.

  • J
    Joks

    Habe ich falsch gelesen? Bei Kyody News war nie vom Gesamtausfall des Kühlsystems die Rede, sondern von einer Pumpe. Da hat wohl wieder ein Mediumbeim nächsten abgeschrieben und fertig ist die Ente....

  • N
    Nüchternheit

    Auch die deutsche Wirtschaftslobby und ihre Bundesregierung und Parlamentsmehrheit ist unfähig die Lebens- und Überlebensinteressen der Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu sichern!

  • M
    Mikoe

    Man liest der Reaktor wird geflutet etc.

    Mir stellt sich die Frage wie die Einsatzteams vor Ort überhaupt vorgehen. Da viele Systeme ausgefallen sind, müssen viele dieser Vorgänge wohl manuell durchgeführt werden. Wie sind die Menschen dabei geschützt?

     

    Wenn man die Bilder von Tschernobyl sieht wie dort damals die Arbeiter regelrecht "verheizt" wurden... grausam. Aber gibt es dazu eine Alternative? Gibt es überhaupt Schutzanzüge, die eine volle Beweglichkeit gestatten und wie lange halten sie die Strahlung ab?

  • F
    FAXENDICKE

    Durch den Tsunami sind also die Notstromaggregate nicht mehr funktionsfähig gewesen. Da wäre es doch naheliegend gewesen mit Transporthubschraubern des Militärs Notstromaggregate heran zu schaffen um die Kühlung wieder in Betrieb zu nehmen.

    Ich denke wir alle werden mal wieder von A-Z belogen, wenn es um die wirklichen Ursachen der Havarie geht.

    Tschnernobil lässt grüßen! Auch da wurde in der SU genau wie im Westen nur verheimlicht, verharmlost und gelogen. Später hieß es dann die Verharmlosung war nötig um Panik zu vermeiden.

    Würden alle diese geldgeilen Verbrecher der Atommafia sowie ihre Erfüllungsgehilfen die Politiker doch nur endlich an ihrem schmutzigen Geld ersticken.

  • V
    vic

    "Möglicherweise eine geringe Kernschmelze"

    Dieses Geschwurbel ist nicht zu ertragen.

    Das ist ja wie bei uns.

  • B
    bobo

    Merkel und Roettgen als Atomare Geisterfahrer mit zahlreichen deutschen AKW's die durch den Ausstieg aus dem Ausstieg einen Rückstand an Sicherheitsupdates haben: Der gesellschaftliche Konsens wurde ohne Not gebrochen, um die Gelddruckmaschinen der abgeschriebenen AKW's zu befeuern.

     

    Deshalb: Quittung geben und Atom-Kanzlerin Merkel abwählen.

  • H
    Helga

    Gibt es auch neue Informaionen über die Beben und Tsunami Katastrophe in Japan? Wie läuft die Hilfe? Wie können wir von Deutschland aus helfen? Über 10000 Tote und hundertausende Betroffene, das sollte erheblich mehr Berichterstattung wert sein! Ich wäre dankbar, wenn die TAZ die Prioritäten zumindest etwas wieder zurechtrücken würde und weniger instrumentalisiert im Interesse der Opfer!

  • W
    Widerlich

    ist das! Diese Regierung kann sich danach reihenweise selbstmorden - so wie die Informieren haben sie schon jedes Gesicht Japans verloren. Und hoffentlich ändert dieses hausgemachte Unglück die mafiösen Strukturen in dem Land.

     

    Wie dem Russ anno 1957 in Majak und 84 in Tschernobyl ist denen es völlig egal wie viele ihrer Landsleute draufgehen. Dann schickt man nochmals tausende zum Aufräumen die Jahre und Jahrzehnte später widerlich verrecken, weil sie keine wirklichen Schutzanzüge hatten und haben.

     

    Ich kann nicht begreifen, wie dieses hochentwickelte Land in diesem Maße auf Atomkraft setzen konnte ohne nur ansatzweise für einen wirklichen Ernstfall gerüstet zu sein... Gut, wenn ich mir Frankreich anschau' wird es mir auch ganz übel. Die Vorstellung, dass es hier auch passieren kann, ist wohl noch nicht in den Köpfen unserer Entscheidungsträger angekommen. Das ist wirklich dramatisch. Oder sarkastisch?

     

    Die Frage darf gestellt werden: Sind wir lernfähig? Fähig aus Geschichte zu lernen?

  • M
    MartinJung

    Es gibt und wird nie 100% sichere Atomkraft geben.

    Die lange nationale und internationale Statistik von Störfällen, Unfällen oder gar GAU's dürfte doch wohl jedem dieser "Atomkraft ist sicher"-Prediger einleuchten, dass die Risikotechnologie Kernkraft nie beherrschbar sein wird.

    Genauso wie menschliches oder technisches Versagen wird es auch immer unkontrollierbare Situationen oder Katastrophen geben, ob in Fukushima oder in Neckarwestheim.

     

    Atomkraftwerke sind nichts weiter als Lizenzen zum Geld-drucken für die Konzerne und das auf Kosten der Gesundheit und Sicherheit dieser und aller kommenden Generationen!

     

    Für den sofortigen Ausbau zu 100% erneuerbaren Energien!

  • C
    chris

    Ich empfinde zwar großes Mitgefühl für die Menschen, die Opfer dieser Katastrophe sind, aber… wie man ein Land, das auf einem geologischen Pulverfass sitzt, derart mit AKWs zupflastern kann, ohne dass die Bevölkerung großartig dagegen aufmuckt, und das bei *der* Geschichte, ist mir ein großes Rätsel. Die Informationspolitik im Zuge der Katastrophe seitens der Regierung passt leider sehr gut ins Bild. Mein neuestes Highlight ist die Aussage des Regierungssprechers, dass es nicht so schlimm sei, solange die Leute nur in Gesicht und Händen verstrahlt sind. Aha. Erinnert an die gruseligen US-Propaganda-Filmchen aus den 50ern, wie im Falle eines nuklearen Notfalls vorzugehen ist.

    Leider ist durch die mangelnde Wasserversorgung der beliebte Ratschlag "Kleidung in den Müll und einmal ordentlich duschen, mit viel Seife" nicht möglich, ich glaube, diese Regierung wäre sich auch dazu nicht zu schade. Und zumindest ich als Laie kann mir unter einer "teilweisen" Kernschmelze nichts vorstellen, was heißt das? Kernschmelze, ja, schon irgendwie, aber nur ein bißchen, oder wie?!

     

    Krisensituation hin oder her, was da in Sachen Kommunikation mit der eigenen Bevölkerung und dem Rest der Welt abgeht, das hätte man vielleicht China zugetraut; dass ausgerechnet das angeblich hochmoderne Japan so rückständig ist, erschrickt mich persönlich gewaltig.

  • U
    Urgestein

    @Gerd Humpel

     

    "Uranium" ist die fachsprachlich korrekte Bezeichnung, wie sie von Chemikern und Physikern für das Element des Periodensystems mit der Ordnungszahl 92 verwendet wird. "Uran" ist lediglich die umgangsprachliche Bezeichnung, wie sie in weiten Kreisen der Öffentlichkeit und Medien kursiert.

     

    Sie dürfen als ausgewiesener Laie letzteren Begriff also ruhig weiter benutzen, sollten sich aber nicht daran stören wenn andere einen - sagen wir mal "weiteren" - Horizont besitzen.

  • X
    xVegAnarchistx

    @ Tobias Flemming: Verzeih aber der Aussage das Atomkraft in nicht so dicht besiedelten Gebieten weniger schlimm, bzw. gefährlich für die dicht besiedelten Gebiete diese Welt ist muss ich leider wiedersprechen! Doch anstatt zu viele Worte zu verlieren leg ich einfach dir und allen anderen hier die Doku "Verseuchtes Land" ans Herz.

     

    In dem Film geht es um die Menschen in Majak, dem Russischen "Endlager" mittem im nirgendwo, wo ja auch deutscher Atommüll hinsollte, und die Folgen für die Menschen so wie für die Umwelt.

     

    Allerspätestens nach dem Film sollte man zu dem Schluss kommen das Atomenergie niemals, egal wo auf diesem Planeten einen Platz haben darf!

     

    Viel spaß

     

    http://vimeo.com/17432730

  • TS
    Thomas Shamrock

    Im Grunde weiß niemand außerhalb der betroffenen AKW's was wirklich vor sich geht.

    Wahrscheinlich wissen selbst die Menschen vorort nicht wie es innerhalb des Druckbehälters aussieht.

    Es ist anzunehmen das die Elektronik und auch die Messgeräte eine Temperatur über 1500°C (ist sehr niedrig geschätzt, wohl eher weit über 2000°C) und einer hohen Radioaktivität nicht sehr lange stand halten wird.

    Die Meerwasserkühlung des Druckbehälters ist sicherlich die letzte Möglichkeit. Die Borsäure wird verwendet weil der Druckbehälter vielleicht ein Leck haben könnte oder noch bekommen könnte (Borsäure verhindert die Kettenreaktion durch Absorption der freien Neutronen).

    Es ist die Frage ob die außer Kontrolle geratenen Reaktorblöcke der Belastung noch so lange standhalten können bis die Brennstäbe sich abgekühlt haben bzw. ob die Kühlung ausreicht um den heißen Dampf und das restliche Kühlwasser soweit abzukühlen das die Brennstäbe nicht weiter schmelzen.

     

    Es stellt sich für mich nicht die Frage ob die deutschen Atomkraftwerke ein Erdbeben der Stärke 8,9 und einen Tsunami standhalten.

    Was wirklich bedenklich ist, ist die Tatsache das man in der Theorie ein Modell entwickelt und man dabei von bestimmten Szenarien und Anfangswerten ausgeht und dabei nie sicher sein kann das es nicht Szenarien und Anfangswerte gibt die man sich so nie vorgestellt hat.

    Wenn man die Risikoabwägungen nimmt hätten wir ja in den nächsten Millionen Jahren keinen Störfall mehr zu befürchten.

    Das ist doch nur noch Makulatur!

    Die letzten 50 Jahre haben doch mehr als deutlich gezeigt das Atomkraftwerke nicht sicher gebaut werden können, egal wie sehr man sich auch anstrengt.

  • O
    Oli

    Seit fast 40 bis 50 Jahren wird auf die Gefahren der Kernenergie hingewiesen, aber die Menschen, vor allem die Politiker und Lobbyisten wollen es nicht glauben. Aber das ist Fakt: Der Reaktor lässt sich in Japan nicht kühlen, kaputt gegangen ist er wegen eines Erbebebens und die gibt es auch in Deutschland, in Italien, Frankreich, der Türkei, Griechenland, Iran, Pakistan - alle AKWs dort sind ein Mega-Risiko! Und damit meine ich nicht nur die A-Bomben (auch die müssen gegen Erdbeben zig mal gesichert werden), sondern die gesamte AKW-Wirtschaft und Anlagen. Das ist alles Mist, nicht zu steuern und in den Risiken nicht mal im Groben abschätzbar.

     

    Deshalb sage ich:

     

    ATORAFT NEIN DANKE!

     

    Schluss mit Merkels Risikospielchen!

    JAPAN IST ÜBERALL!

  • TT
    Thomas T.

    In Reaktor 3 haben sie Plutonium drin!!! in USA und sonstwo ist das verboten. In Japan nicht.

    Und Atombefürworter wie Merkel und Westerwelle haben keine Kinder, da würden Sie anders Denken, wenn Sie welche hätten.

    Welche Mutter oder Vater kann für Atomenergie sein !?

  • M
    Marvin

    Richtig.

     

    Uranium = engl. für Uran

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Uranium

  • G
    GunterM.

    Mit der wohl aufgetretenen Schmelze in Japan wird jetzt weltweit die Debatte um Atomkraftwerke erneut angefacht werden. Ob in Deutschland oder in Südafrika - überall wird darüber gestritten, wie sicher die Atomenergie tatsächlich ist:

    http://2010sdafrika.wordpress.com/2010/08/17/bundestagsabgeordneter-bewertet-atomenergie-sudafrikas/.

  • RS
    Reinhold Schramm

    China will über 60 neue Kernreaktoren bauen (CIIC).

    Der atomare Wahn kennt keine nationalen Grenzen:

     

    Chinas Vize-Umweltminister Zhang Lijun sagte auf einer Pressekonferenz am Samstag in Beijing: "Einige Lektionen, die wir von Japan gelernt haben, werden in den Bau von neuen Atomkraftwerken einfließen. Doch China wird seine Absicht nicht ändern, vermehrt auf Atomkraft zu setzen."

     

    Bereits im Juni 2010 verkündete die chinesische Kernenergievereinigung, dass China bis 2020 über 60 neue Kernreaktoren bauen werde. - Siehe hierzu: die Tageszeitung "China Daily" und "China Internet Information Center" (CIIC) vom 9. März 2011.

     

    Der 11. 5-Jahresplan der bürgerlichen Konvergenzpartei (KPCh) und Staatsführung sah den Bau von 30 neuen Kernkraftwerksblöcken vor, von denen sich im Jahr 2010 bereits 27 in der Realisierung befanden und weitere im Vorbereitungsstadium.

     

    Trotz alledem, gegen Atomenergie, gegen Atomwaffensysteme und Kernkraftwerke kämpfen!

  • W
    whereismymoney

    @paria

     

    Eine gigantische Massenpanik (z.B. in Tokio)könnte entstehen und das würde die Apokalypse komplett machen. Deshalb der mangelnde Informationsfluss (wahrscheinlich).

  • S
    SebiMeyer

    Was ich schon seit eh und je auf der TAZ Seite vermisse sind Timestamps für die Artikel. Wenn ich weiss das ein Artikel von vor 8 Stunden ist, liest sich der recht anders als wenn ich das nicht weiss. In Krisen wie jetzt natürlich noch viel wichtiger. Vom Web Design sehr einfach automatich per wenigen PHP befehlen einzufügen.

     

     

    Liebe TAZ, kann man da was machen?

     

    PS: Ich bin alt genug um mich an Chernobyl zu erinnern, aber noch nicht alt genug um vergessen zu haben das den deutschen Wählern der Atomausstieg versprochen wurde.

  • TF
    Tobias Flemming

    Atomstopp sofort!

    Gut, die Industrie in Europa würde lahmgelegt -

    das aber muss Ansporn sein, fieberhaft neue Technologien zu entwickeln bzw. anzuwenden.

    Atomenergie ist Schrott in so dicht besiedelten Gebieten wie Japan oder Europa. Wenn in den Weiten Amerikas oder Russlands mal ein Reaktor hochgeht ist das schlimm und gefährdet die Umwelt - aber weitaus weniger als in stark besiedelten Gebieten. Alle zehntausend Jahre ein GAU ? Glaubt das jemand ernsthaft? Denjenigen möchte ich mal sehen wenn ein GAU in Europa eintritt.

  • T
    Thomas

    Wie ist eigentlich die Lage in dem anderen Atomkraftwerk (Fukushima II)? Zu Beginn de Berichterstattung war die Rede von zwei AKWs in denen die Kühlung ausgefallen war. Jetzt fokussiert sich alles nur noch auf Fukushima I. Kann man daon asugehen, dass die Lage im Schwesterwerk wieder im Griff ist? Werte TAZ, bitte ermitteln Sie!

  • KN
    Kai Nehr

    Die Luftlinie zwischen

     

    Fukushima I Nuclear Power Plant 37.421389N, 141.0325E [Wikipedia, WGS84, 1] und

     

    Onagawa Nuclear Power Plant 38.401111N, 141.499722E [Wikipedia, WGS84, 2]

     

    beträgt laut [TV] 116 Kilometer.

     

    Derweil auf NHK World soeben ein Atomprofessor im besten Shōwa-Look behauptet, außerhalb des Evakuierungsradiusses von 20km um Fukushima I bestehe keine Bedrohung. "Probably" (wahrscheinlich).

     

    Wie passt das zusammen?

     

    Quellen:

     

    [Wikipedia, WGS84, 1] http://en.wikipedia.org/wiki/Fukushima_I_Nuclear_Power_Plant

    [Wikipedia, WGS84, 2] http://en.wikipedia.org/wiki/Onagawa_Nuclear_Power_Plant

    [TV] http://www.movable-type.co.uk/scripts/latlong-vincenty.html

  • KD
    Karl der Käfer

    Gibt es in dem Land der "Sicherheit und Technik".. keine (gekühlten) Kameras oder sonstigen technischen oder menschliche Hilfsmittel, mit denen man in der Lage ist, das Ausmaß der Schäden zu messen?

     

    Wäre ja nicht schlecht gewesen.

     

     

    Hoffe doch sehr, das in Deutschland jetzt NOtfallsituationen "durchgespielt" werden.

     

    Es reicht ja nicht, das die Atomkraftgegner als "dagegen" attributiert werden.

     

    Die "Risikopartei/en" sind eben für Risiko.

     

    In Japan hat findet eine Opposition gegen Atomkraftwerke gar nicht erst statt. Es gab Sie angeblich nicht...oder besser: es durfte sie wohl nicht geben.

     

    Hier darf man und wird noch "diskriminiert".

     

     

    Danke CDU,CSU, danke FDP!

  • GH
    Gerd Humpel

    Was ist denn Uranium? Oder ist es eine schlecte Übersetzung des Urans im Englischen?

  • P
    Paria

    Diese Vertuschungstaktik der japanischen Regierung ist wirklich skandalös.

    Mal gab's ne Kernschmelze, dann wieder nicht, dann nur eine geringe, aber alles völlig ungefährlich...

     

    Bin gespannt, ob man jemals erfährt, was da wirklich vor sich geht.