Atomausstieg sofort : Widerstand tut Not
Aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat Nordrhein-Westfalens Landesregierung nicht das Geringste gelernt. 20 Jahre nach dem Super-GAU bastelt das Kabinett munter an einer Renaissance der Atomkraft – aller Beschwichtigungen, aller lauen Dementis von Regierungschef Rüttgers gerade im Landtagswahlkampf zum Trotz. Von Zweifeln unbelastet werben gerade FDP-Forschungsminister Andreas Pinkwart wie CDU-Wirtschaftsministerin Christa Thoben für pannenbelastete Thorium-Hochtemperatur-Reaktoren, ignorieren dabei jedes Risiko.
KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA
Widerstand tut also Not – unumkehrbar ist der von der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossene Atomausstieg noch längst nicht. Unverzichtbar sind deshalb die vielen Demonstrationen und Proteste, zu denen die Anti-Atom-Bewegung in den kommenden Tagen landesweit aufruft. Zwar können sich die Atomkraftgegner auf die sichere Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit verlassen – immerhin sprechen sich bundesweit 62 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für einen „schnellen Atomausstieg“ aus. Entscheidend aber bleibt, wie viele Demonstranten der Widerstand auf die Straße treibt: Die stille Ablehnung der Atomenergie allein dürfte Konservative und Liberale wie Pinkwart, Thoben&Co. wenig beeindrucken.
Und genau hier liegt die Gefahr für die Anti-Atombewegung. Der „schnelle Atomausstieg“ ist mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, die energiepolitische Reise zurück in die fünfziger Jahre gilt Vielen als schlicht kaum noch vorstellbar. Kaum noch nötig könnte einer schweigenden Mehrheit der sichtbare Protest gegen die Renaissance der Atomkraft deshalb erscheinen – und auf genau diese Trägheit hoffen die ideologischen Hardliner der Landesregierung. Denn ohne Protest findet der Atomausstieg schlicht nicht statt.