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Atomare Altlast AsseAKW-Betreiber wollen nicht zahlen

Der Streit um die Kosten der Endlagersanierung geht weiter. Bundesumweltminister Gabriel droht mit einer Steuer auf Kernbrennstoffe.

Wer zahlt für den Müll von Asse? Bild: dpa

HANNOVER taz Die atomare Altlast Asse wird zum Zankapfel zwischen AKW-Betreibern und dem Bundesumweltminister. Sigmar Gabriel (SPD) will die Atomstromproduzenten an den Sanierungskosten des maroden Atommülllagers von etwa 2,5 Milliarden Euro beteiligen. "Bei einer Weigerung muss der Staat über eine Steuer auf Kernbrennstoffe für eine Mitfinanzierung sorgen", so Gabriel. Man könne nicht zuerst die Entsorgungsrückstellungen der Betreiber steuerfrei stellen und dann die Kosten der Sanierung von Endlagern wie Morsleben und Asse dem Steuerzahler aufbürden.

Die AKW-Betreiber zeigen bislang wenig Neigung, Gabriels Forderung nachzukommen. Das Deutsche Atomforum behauptete, nur etwa 20 Prozent der in der Asse eingelagerten Abfälle stammten aus der Atomstromproduktion. Zudem sei der in dem Salzbergwerk bei Wolfenbüttel deponierte Atommüll durch die in den 60er-Jahren abgeschlossenen Einlagerungsverträge endgültig in die Hände des Staates übergegangen.

Anhand einer offiziellen Inventarliste der Asse konnte die Umweltorganisation Greenpeace allerdings ausrechnen, dass in Wirklichkeit rund 70 Prozent der Radioaktivität aus Anlagen der vier deutschen AKW-Betreiber stammen. Radioaktive Abfälle aus dem AKW Obrigheim, die über die frühere deutsche Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe kamen, haben den mit Abstand größten Anteil. Insgesamt gehen laut Greenpeace etwa 72 Prozent des Asse-Inventars auf die Atomstromproduktion zurück, wobei allein 64 Prozent des Inventars aus EnBW- und weitere 6 Prozent aus RWE-Meilern stammen.

Die Gegner des Atommülllagers Asse messen Gabriels Steuerdrohung wenig Bedeutung bei. "Für den Betrieb des Endlagers war von Anfang an der Staat verantwortlich", sagte Peter Dickel vom Asse-II-Koordinationskreis. Die Forderung nach einer Kostenbeteiligung der AKW-Betreiber sei dem Wahlkampf geschuldet und habe wenig Chancen auf Umsetzung. Die Gegner des Atommülllagers wollen am Donnerstagabend mit einer 52 Kilometer langen Lichterkette vom Endlager Konrad in Salzgitter zur Asse und von dort weiter nach Braunschweig gegen das Entsorgungsdesaster protestieren. Die Organisatoren rechnen mit 10.000 Teilnehmern. Sie haben schon über 9.500 Fackeln verkauft. JÜRGEN VOGES

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13 Kommentare

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  • E
    Edelweiß

    Dies ist das Ergebnis von einer zu engen Verflechtung von Politik und Energiewirtschaft.

    Wenn viele unser angeblichen Volksvertreter (wie z.B. Wolfgang Clement)in den Aufsichtsräten von Stromkonzernen sizten kann es schon mal zu Interessenskonflikten kommen. In anderen Ländern nennt man sowas Korruption.

  • E
    Edelweiß

    Selbstverständlich muß hier das Verursacherprinzip zur Anwendung kommen.

     

    S. Gabriel ist allerdings ein Papiertiger, wie alle anderen auch und wenn nach der Wahl der Gido Schwätzerwelle & Co. am Ruder sind, hat sich das Thema sowieso erledigt.

     

    BRD= Bananen Republik De.

  • BG
    Bürger G.

    1.) habe ich keinen Brötchengeber, dem ich nutzen möchte: Ich bin frei meiner entscheidung und denke!

    2.) Warf doch wanja menschen vor, andere umbringen zu wollen (s.u. stehende und andere kommentare von ihr)

    3.) ist es richtig, dass der müll ans FZK zu "forschungszwecken" abgegeben wurde, nur ist das nicht illegal, nämlich um das beispiel zu berichtigen, entspräche es der abgabe (vertraglich geregelt) eines "giftigen" Abfalls an einen Entsorger, der damit z.B. das deponieren "erforscht", das ist rechtlich eindeutig und nicht illegal!

    4.) Über die tödliche Wirkung von Dioxinen, Furanen etc. muss man wohl nichts sagen: Vorfälle wie Seveso, Bophal etc. sollten ein begriff sein: deshalb: Wie giftig ist Radioaktivität im Vergleich zu anderen Toxischen stoffen!? Wir haben andere Probleme endgelagert (Sondermüll) der lebensbedrohlicher ist als Radioaktivität, denn dieser Planet und deren Bewohner haben schon länger mit Radioaktivität umzugehen, als mit Dioxinen, Furanen etc.!!!

  • K
    Karl

    Auch im Fall Asse II kann das Verursacherprinzip durchaus angewendet werden. Irgendwie lassen dabei aber die Einrichtungen der Rechtspflege durchaus mangelnden Diensteifer erkennen.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • M
    minister

    @Bürger G.: Sie diffamieren hier Menschen ohne eine sachliche und faktische Begründung Ihrer Behauptungen abzugeben. Wenn Sie Experte auf dem Gebiet der Toxikologie sind, klären Sie uns bitte auf, damit wir mitreden können. Aus Ihren Kommentaren spricht die Arroganz der Macht. Wenn Sie Ihrem Brötchengeber nutzen möchten, geben Sie bitte nachvollziehbare Begründungen ab.

  • PZ
    P. Zimmermann

    @Bürger G.

    Sie sind hier in der Vergangeheit schon oft durch Kommentare aufgefallen, die durch keinen Funken Sachverstand getrübt waren.

    So auch dieses Mal. Der stärker radioaktive Abfall von EnBW aus dem Kraftwerk Obrigheim beispielsweise wurde zum Forschungsgegenstand umdeklariert und über das Kernforschungszentrum in Karlsruhe entsorgt.

    Ich bleibe einmal bei Ihrem Beispiel. Das wäre genauso, als wenn Sie über Ihren Hausmüll tödliche Giftstoffe, aus Gewerbeabfällen, mit entsorgen, ohne dies deutlich zu machen. Womöglich zahlt Ihnen ein Betrieb ja eine schöne Summe, damit sie seinen, in der Entsorgung teuren Sondermüll als Hausmüll entsorgen.

    Dieses Vorgehen ist ganz eindeutig illegal (kriminell) und hier müssen auch die Verursacher (Stromkonzerne EnBW, RWE, Rattenbefall) dafür aufkommen. Die beteiligten Personen gehörten auch vor Gericht verurteilt für dieses Vorgehen.

    Sie können ihre Sachkenntnis selbstverständlich gerne durch die Lektüre des folgenden Artikels erweitern. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29801/1.html

  • BG
    Bürger G.

    @archimedes: ok, war vielleicht etwas hart formuliert.... nur müsstest du wissen, dass ich nicht dumm bin ;-)

    @wanja: sorry, aber dein menschenbild schockt mich, wenn du schreibst dass jemand dem schullehrer nach dem leben trachtet oder du in anderen kommentaren eindeutig die benutzung von waffen gegenüber menschen ins spiel bringst..... Pazifist scheinst du eben nicht zu sein und deine verschwörungstheorien solltest du evtl. psych. behandeln lassen....sorry

  • PZ
    P. Zimmermann

    @Bürger G.

    Sie sind hier in der Vergangeheit schon oft durch Kommentare aufgefallen, die durch keinen Funken Sachverstand getrübt waren.

    So auch dieses Mal. Der stärker radioaktive Abfall von EnBW aus dem Kraftwerk Obrigheim beispielsweise wurde zum Forschungsgegenstand umdeklariert und über das Kernforschungszentrum in Karlsruhe entsorgt.

    Ich bleibe einmal bei Ihrem Beispiel. Das wäre genauso, als wenn Sie über Ihren Hausmüll tödliche Giftstoffe, aus Gewerbeabfällen, mit entsorgen, ohne dies deutlich zu machen. Womöglich zahlt Ihnen ein Betrieb ja eine schöne Summe, damit sie seinen, in der Entsorgung teuren Sondermüll als Hausmüll entsorgen.

    Dieses Vorgehen ist ganz eindeutig illegal (kriminell) und hier müssen auch die Verursacher (Stromkonzerne EnBW, RWE, Rattenbefall) dafür aufkommen. Die beteiligten Personen gehörten auch vor Gericht verurteilt für dieses Vorgehen.

    Sie können ihre Sachkenntnis selbstverständlich gerne durch die Lektüre dieses Artikels erweitern. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29801/1.html

  • A
    archimedes

    @ Bürger G: Sind Sie so dumm oder tun Sie nur so? "Terroristische Tendenzen" jemand vorzuwerfen - hier unten dem Kommentator "Wanja" -, der anderen(!) zutraut, quasi terroristische Mittel anzuwenden, ist wirklich ein Kunststück der Rabulistik.

  • BG
    Bürger G.

    @leni: "Atommüll zu tun haben der in seiner Gefährlichkeit mit nichts zu vergleichen ist"

    das ist eindeutig falsch! Befaß dich bitte mal mit dem Thema Radioaktivität und Toxikologie!

  • LN
    leni "natürlich nicht"

    Wir haben hier die gleiche Situation wie vor 25 Jahren als die alten Kokereien unsagbaren Dreck in die Luft geblasen haben. Auch dort kam trotz der klaren Regelung, dass Verursacherprinzipes niemals zum tragen, wie es darum ging die Standorte zu sanieren. Heute noch werden die Rückführungs- und Sanierungsmaßnahmen von den Kommunen,vom Land und vom Bund getragen.

    Es wiederholt sich hier in gleicher Form, nur das wir es hier mit Atommüll zu tun haben der in seiner Gefährlichkeit mit nichts zu vergleichen ist. Aber nicht einmal dieses veranlasst die Betreiber, die Milliarden in ihren Gelddruckmaschienen den Atomanlagen einfahren, von diesem fast Reingewinn, einen großen Teil rückzuführen. Reingewinn aus dem Grund, da fast alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschrieben sind und nur noch Gewinne produzieren. Aus dem Grund wäre eine Besteuerung für Anlagenbetreiber nicht mehr als sinnvoll und notwendig und lange Überfällig.

    Ein Zukunftsmodell das hoffentlich nach der Wahl weiter verfolgt werden kann.

     

    Aus dem Grund sollten wir alles daran setzen viele unserer Mitmenschen zu motivieren, zur Wahl zu gehen.

  • BG
    Bürger G.

    Warum für etwas zahlen, was einem nicht mehr gehört? Würde jemand für den Hausmüll draufzahlen wollen, der auf einer maroden Müllkippe entsorgt wurde, die neu abgedichtet werden muss?! Nein, hat man seinen Müll abgeliefert, gehört er einem nicht rechtlich nicht mehr! Das ist geltendes Recht! Das was Gabriel einfordert ist damit Rechtsverdrehung, das versucht er schon mit dem Atomgesetz! Gabriel und die übrigen Umweltminister haben in Asse einfach versagt: Asse gehört dem Bund und keinem Mediziner, Forscher oder Energieversorger, der dort Müll abgegeben hat: Sollen die Ärtze auch nachzahlen? Nein!

     

    @wanja: deine dummen Kommentare bezgl. "oder sogar am Leben zu bleiben" solltest Du Dir sparen! Dein Menschenbild scheint etwas zu idealisiert zu sein und deutet terroristische Tendenzen an!

  • W
    wanja

    S. Gabriel geht in die richtige Richtung. Mehr kann er wahrscheinlich öffentlich nicht fordern, um auf seinem Stuhl oder sogar am Leben zu bleiben. Neben Atomstrom sollte auch Kohlestrom stark besteuert werden.

     

    Aus den Einnahmen sollten direkt auch erneuerbare Energien gefördert werden, z.B. jedes Dach mit einer ungefähr nach Süden zeigenden Fläche in einem einigermaßen günstigen Winkel sollte spätestens in 10 Jahren Solaranlagen haben (vgl. die Studie zum Sun Area Projekt in Osnabrück). Auch die bislang sträflich vernachlässigte Geothermie wäre zu fördern. Ein Land wie Deutschland könnte mindestens(!) 40 bis 50% seines Wärme und Kühlbedarfs damit decken. Ebenfalls von Atomsteuern und Kohlesteuern gefördert werden sollten Wellenkraftwerke wie z.B. von SRI, vgl. http://www.sri.com/news/releases/120808.html