: Asbest beim Abriß
■ Behörde wußte von gar nichts Abbruch-Firma wurde bislang nur ermahnt
Bei dem Abriß der ehemaligen Margarine-Union am Friesenweg in Altona „liegt einiges im Argen.“ Das bestätigte das Amt für Arbeitsschutz jetzt gegenüber der taz. Der Verdacht, daß bei dem Abbruch der Fabrik Asbest ungenehmigt und in gesundheitsgefährdenden Konzentrationen freigesetzt werde (taz berichtete), sei der Gesundheitsbehörde – ihr ist das Amt für Arbeitsschutz zugeordnet – bekannt, sagt Sprecherin Tordis Batscheider: „Wir mußten die Abbruchfirma mehrfach ermahnen, die arbeitsschutzrechtlichen Auflagen zu erfüllen.“
Das vorgeschriebene Asbestkataster sei erst auf Druck der Arbeitsschützer angelegt worden. Nachlässig sei die Firma auch mit anderen Sicherheitsvorkehrungen umgegangen: „Wir haben Zwangsgelder angedroht, falls vor dem Abriß nicht erst saniert wird, und die Firma ihre Beschäftigten mit Mundschutz ausstattet“, so Batscheider. Ein „Ordnungswidrigkeitsverfahren“ sei vom Amt für Arbeitsschutz aber noch nicht angeordnet worden. Dagegen ermittelt der polizeiliche Fachdienst Umweltdelikte und inzwischen auch die Staatsanwaltschaft des Hamburger Landgerichts wegen ungenehmigter, umweltgefährdender Abfallbeseitigung.
Der Bezirk Altona erteilte die Abrißgenehmigung bereits am 30. Juni 1994; begonnen wurde mit den Arbeiten im April dieses Jahres. „Die Genehmigung können wir nicht zurücknehmen“, sagt der stellvertretende Leiter der Bauprüfabteilung, Hans-Gerhard Franke. Die Überwachung der Abrißarbeiten sei nun Sache des Amts für Arbeitsschutz.
Auf dem nördlichen Teil des alten, 14 Hektar großen Fabrikgeländes sollen in ein bis zwei Jahren 600 bis 700 Wohnungen entstehen. Im Süden – so der Beschluß der Senatskommission für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr vom Juni – sind Flächen für Gewerbe und Büros vorgesehen. Ein Bebauungsplanverfahren soll nach Auskunft der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) demnächst eingeleitet werden. Das Asbest-Problem war der Steb bislang nicht bekannt gewesen.
Heike Haarhoff
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