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Asbest-Werte verschwiegen

■ Trotz wiederholter Nachfragen wurde verschiedenen Fachbereichen der TU die hohe Asbest-Konzentration monatelang nicht mitgeteilt

Als „Skandal“ bezeichneten StudentInnenvertreterInnen der Technischen Universität gestern die Informationspolitik der Universitätsleitung: Vorgestern war bekannt geworden, daß bei Asbestuntersuchungen in verschiedenen Universitätsgebäuden Belastungen bis zu 7.000 Faserpartikel pro Kubikmeter Luft nachgewiesen worden waren. In Berlin wird bei Schulen ab einer Asbestbelastung von 500 Fasern pro Kubikmeter von einem dringenden Sanierungsbedarf ausgegangen.

Besonders betroffen sind das Architekturgebäude und das Mathematikgebäude. Die hohen Asbestwerte waren der Universitätsverwaltung wahrscheinlich schon seit Anfang Juni bekannt. Den betroffenen Fachbereichen wurden die Werte trotz mehrmaligem Nachfragen bei den zuständigen Stellen jedoch nicht mitgeteilt. Erst nach persönlicher Intervention einiger StudentInnen bei TU-Präsident Fricke wurden die Meßergebnisse dann letzten Mittwoch veröffentlicht. Als „befremdlich und bestürzend“ bezeichnete der Dekan des Fachbereichs Architektur, Schäfer, das Vorgehen der Universitätsleitung. Auch er kritisierte scharf die bisherige Informationsstrategie des Präsidenten.

Nach einer Anordnung von TU-Präsident Fricke soll den BenutzerInnen des Gebäudes nun freigestellt werden, ob sie sich weiter im Gebäude aufhalten wollen. Für alle anderen solle versucht werden, Arbeitsräume in anderen Gebäuden zu finden. Scharfe Proteste gegen dieses „Freiwilligkeitsprinzip“ legte der Personalrat ein. Er forderte eine offizielle Schließung des Gebäudes ab Montag nächster Woche. „Es ist unmöglich“, erklärte Personalrat Benewitz, „daß seit Anfang Mai bekannt ist, daß an der TU schwachgebundener Asbest vorhanden ist, aber noch keine Ausweichpläne auf dem Tisch liegen.“ Bereits damals hatte TU -Präsident Fricke auf eine Anfrage im AS hin zugegeben, daß an der TU Asbest-Untersuchungen durchgeführt würden, die Ergebnisse jedoch nicht mitgeteilt.

Unklar ist derzeit noch, ob und wie das Semester zu Ende geführt werden kann. Als „vorsichtigen Appell“ an alle StudentInnen wollte Dekan Schäfer seine Aufforderung verstanden wissen, der einzelne möge für sich prüfen, wie lange er sich in der kommenden letzten Semesterwoche noch im Architekturgebäude aufhalten müsse und ob es sich dabei um eine „hinnehmbare Belastung“ handele. Die sofortige Schließung des Gebäudes und die Bereitstellung von Ersatzräumen forderten dagegen die StudentInnen. Ein Konzept der totalen Offenheit für die anstehende Sanierung schlägt die TU-Beratungsstelle „kubus“ vor. Nach einer ersten kurzfristigen Besichtigung des Architekturgebäudes favorisierten die „kubus„-Mitarbeiter eine Zwischensanierung des Gebäudes durch Versiegelung der Asbestwände. Eine solche Zwischenlösung hätte den Vorteil, daß das Gebäude zum Wintersemester wieder zur Verfügung stehen würde. Von seiten der Universitätsleitung würden noch kein Sanierungskonzept vorgeschlagen.

-guth

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