: Arved, der Polarfuchs
Das neue Buch von Arved Fuchs „Kälter als Eis“ ist mehr als die Beschreibung einer Rekordfahrt durch die Nordostpassage
von ANDREAS WITTKOPP
Dreimal ist er gescheitert. Jetzt hat es Arved Fuchs, der Extremsegler aus Bad Bramstedt, endlich geschafft. In 127 Tagen durchquerte der Expeditionsleiter im vergangenen Jahr mit seiner bis zu 18 Frauen und Mäner starken Crew die Nordostpassage von Norwegen nach Alaska. In seinem Buch Kälter als Eis beschreibt Fuchs die Herausforderungen dieser einzigartigen Segel-Expedition entlang der sibirischen Küste.
„Noch kälter als das polare Packeis ist oft das Verhalten russischer Behörden“, blickt Fuchs auf die fehlgeschlagenen Versuche zurück. Als im September 1994 mitten in Sibirien der dritte Anlauf der Durchfahrung der Nordostpassage an der ablehnenden Haltung russischer Verwaltungsbeamter scheiterte, stand für den Expeditionsleiter fest: „Nie wieder Sibirien!“ Doch Fuchs‘ russischer Freund und Begleiter Slava Melin überredete ihn, es noch einmal zu versuchen. Hatten sie während früherer Expeditionen doch bereits alle anderen Teilstrecken rund um den Nordpol erfolgreich bestanden. Fuchs erkannte, dass Sibirien einen nicht so einfach entlässt. Am 28. Mai 2002 startete er von Hamburg aus erneut ins Ungewisse. Als sie gut drei Monate später, am 3. September, mit ihrem 70 Jahre alten Holzkutter „Dagmar Aaen“ die Beringsee durchsegelten, haben sie als erstes Schiff ohne Unterstützung eines Eisbrechers und aus eigener Kraft den Nordpol umrundet – insgesamt elf Jahre haben sie dafür investiert.
Arved Fuchs‘ Reisebericht ist mehr als die Beschreibung einer Rekordfahrt im Eis. So sorgt er sich um die Auswirkungen von Klimaveränderungen in der Polarregion. „Noch nie hatten wir so wenig Eis und so viele Stürme während unserer Reisen“, berichtet der erfahrene Segler, der die Arktis seit 1979 bereist. Von Erwärmungen und stärkeren Stürmen während des vergangenen Jahrzehnts erzählten ihm auch die indigenen Bewohner der nordostsibirischen Küste, die Tschuktschen. Die haben Fuchs noch mehr als die grandiose Landschaft imponiert. „Trotz aller Probleme, die Klima und extreme Abgeschiedenheit mit sich bringen, bewahren sie immer eine positive Lebenseinstellung. Eine solche Haltung würde ich mir auch für Menschen in unseren Breitengraden wünschen.“
Eine Wiederbelebung der Nordostpassage könnte die materielle Not der Bewohner sicherlich lindern. Der nördliche Seeweg, einst Synonym für den Durchhaltewillen des russischen Volkes, ist heute für die internationale Schifffahrt bedeutungslos. Zu groß war der Aufwand, den Schiffen einen Weg durch das ewige Eis zu brechen. Doch Fuchs glaubt, dass seine erfolgreiche Fahrt ein Signal sein könnte. Denn die Passage durch das Eismeer würde zum Beispiel die Strecke von Hamburg nach Yokohama um rund 40 Prozent verkürzen.
Für den 50-jährigen Abenteurer aus Schleswig-Holstein war es sicherlich nicht der letzte Törn in Russlands Norden. „Ich will wissen, wie es in diesem fazinierenden Land weitergeht.“
Arved Fuchs: Kälter als Eis, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 224 Seiten, 228 Farbfotos, neun Karten, 26 Euro