taz-Autor Daniél Kretschmar lebte vor 30 Jahren in Rostock-Lichtenhagen, wo am 22. August 1992 ein rechter Mob tobte. Die Geschehnisse lassen ihn bis heute nicht los. Die Pogrome haben die deutsche Politik geprägt – und geraten dennoch in Vergessenheit13
Der Rücktritt des Innenministers wegen eines Waffenkaufs ist konsequent. Es wäre aber ein Fehler, die Affäre allein als persönliches Versagen zu lesen.
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) hat von einem Ex-Mitglied der rechten Preppergruppe Nordkreuz eine Waffe gekauft. Nun behauptet er, über dessen Verstrickungen erst nachträglich informiert worden zu sein. Doch daran gibt es erhebliche Zweifel3
Ein Insider aus dem Verein Uniter bietet dem Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern Chatverläufe, Kontaktlisten und Bilder des Hannibal-Netzwerks an. Doch die Behörde nimmt diese Hinweise nicht ernst. Kann so der Schutz vor Extremist*innen gelingen?4–5
Seit zwei Jahren versucht eine Kommission in Mecklenburg-Vorpommern herauszufinden, wie gefährlich „Personen mit Vorsorgetendenzen“ sind, die sich auf den „Tag X“ vorbereiten. Mit Konserven oder mit Waffen. Ergebnis bis heute: keines. Interne Unterlagen zeigen: Die Kommission hat vor allem eins – keine Ahnung. Eine Soap-Opera3
Rechtsextreme Polizisten erstellen Feindeslisten, horten Munition und Waffen. Sie sind Teil der Gruppe Nordkreuz. Wer schützt uns vor denen, die uns schützen sollen?8, 9
RECHTE GEWALTDeutschland 25 Jahre nach dem rassistischen Pogrom in Rostock-Lichtenhagen: „Es hat sich etwas geändert“, sagt NSU-Opfer-Anwalt Mehmet Daimagüler. „Wir müssen reden“, fordert Zeitzeugin Mai-Phuong Kollath▶SEITE 2, 3
TABUZONEN Wenn in Tourismusregionen rechts gewählt wird: Nach dem AfD-Erfolg in Mecklenburg-Vorpommern laufen erregte Debatten über persönliche Konsequenzenfür den nächsten Urlaub. Aber wo führt das hin?Ein Pro & Contrazu Ferien auf Usedom undein Erfahrungs-bericht von Rügen▶Seite4, 14
Mecklenburg-Vorpommern Nirgendwo sonst stimmten mehr Wähler für AfD und NPD als auf der Ferieninsel Usedom. In einigen Orten kommen Rechtspopulisten und Nazis zusammen auf über 50 Prozent
Mecklenburg-Vorpommern Die Rechtspopulisten überholen bei der Landtagswahl sogar die CDU. SPD trotz Verlusten vorne. Linke mit schlechtestem Ergebnis aller Zeiten. Grüne zittern. Nazis raus ▶SEITE 2, 3
NEONAZIS Im Osten Mecklenburg-Vorpommerns, einer Hochburg der NPD, löst sich die rechte Szene von der Partei. Die Neonazis bereiten sich jetzt schon auf die Zeit nach einem NPD-Verbot vor ➤ SEITE 8, 9
ROSTOCK-LICHTENHAGEN 20 Jahre nach dem Pogrom fordert Bundespräsident Joachim Gauck Zivilcourage und einen wehrhaften Staat: „Demokratie darf sich das Gewaltmonopol nicht aus der Hand nehmen lassen“, sagt er
In seiner Gedenkrede an das Pogrom von 1992 vermeidet es Bundespräsident Gauck, konkrete Verbindungen zur Gegenwart zu ziehen. Und in der FAZ werden Täter zu Opfer.