ÄGYPTEN In einer Kehrtwende nominiert die Muslimbruderschaft einen eigenen Präsidentschaftskandidaten. Der Sieg von Chairat al-Schater steht damit noch nicht fest
ÄGYPTEN Muslimbruderschaft erzielt 47 Prozent bei der ersten freien Wahl nach der Revolution. Auch radikale Islamisten sind stark. Liberale bleiben schwach
Die Islamisten in Ägypten wollen Demokratie, Justiz und höhere Löhne. Nur eines wollen sie nicht: Mit den radikalen Islamisten koalieren. Ein schwieriger Weg.
Die Salafisten werden zweitstärkste Kraft im ägyptischen Parlament sein. Nach außen geben sie sich moderat, doch bei den Wählern punkten sie radikalen Sprüchen.
Die ägyptische Militärführung fürchtet, ihre in 60 Jahren gesammelten Privilegien zu verlieren. Mit ihrer Gewalt gegen die Demonstranten tut sie sich keinen Gefallen.
Die Muslimbrüder gewinnen offenbar 36 von 54 Sitzen im Parlament. General Mohammed Ibrahim wird Innenminister. Er soll während der Revolution den Schießbefehl gegeben haben.
Zwei islamistische Parteien liegen nach dem ersten Wahltag vorne. Einziger Trost: es ist nur ein Trend. Das Endergebnis gibt es erst im März. Bis dahin kann viel geschehen.
In wenigen Tagen beginnen die Parlamentswahlen, aber trotzdem demonstrieren die Massen. Einheimische Beobachter glauben nicht an einen reibungslosen Systemwechsel.
Laut einer Studie beurteilen viele Ägypter die Rolle des Militärs, der Regierung und der Polizei als positiv. In der Wählergunst liegen Islamisten und die liberale Partei Wafd vorne.
Der Gewaltausbruch eröffnet der Armee die Option, die Wahl abzusagen. Doch deren Annullierung könnte nach hinten losgehen. Der Tahrir-Platz würde noch voller werden.
Niemand weiß in Ägypten, was morgen passiert. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Filmindustrie auch. Das Wichtigste sei, die Geduld nicht zu verlieren, meint Marwan Hamed.
Die Weichenstellungen für die ägyptische Zukunft entscheidet nicht allein das Tauziehen der Protestierenden auf dem Tahrirplatz mit dem Militärrat. Es gibt inzwischen mehr Akteure.