ZERFLEISCHEN In der Causa Wulff spielt die „Bild“-Zeitung eine zentrale Rolle, ohne sie selbst einzunehmen. Das Blatt sah die Zukunft schon länger voraus
Die Opposition verschärft ihre Kritik an Wulff. Selbst in der Koalition verteidigen ihn nur die, die müssen. Jetzt verlangen die Grünen und die SPD eine Stellungnahme Merkels.
CHRISTIAN WULFF Der Ministerpräsident von Niedersachsen kann jahrelang tun und lassen, was er will: Wahlen gewinnen, die Rechtschreib- reform ab- kanzeln, mit Promis speisen, Frisur oder Frau wechseln – stets wird er von der „Bild“ hofiert. Denn die findet den adretten Typen richtig prima. Doch dann wechselt Wulff von Hannover nach Berlin und wird Bundespräsident ➤ SEITE 13CHRISTIAN WULFF Der Bundespräsident erfährt am 12. 12., dass „Bild“ über den Kredit für sein Haus berichten will – was für ein Skandal. Wulff quatscht „Bild“-Chef Diekmann auf die Mailbox. Er droht mit „endgültigem Bruch“, spricht von „Krieg“ und dass damit „der Rubikon überschritten“ sei. Ein Präsident als Pressezensor? Das Bundespräsidialamt teilt am Montag mit: „Die Pressefreiheit ist für den Bundespräsidenten ein hohes Gut“ ➤ SEITE 2
Sollte Wulff noch Reste von Glaubwürdigkeit besessen haben, so hat er sie mit den Anrufen bei Springer zerstört. Doch auch die Rolle der "Bild" hinterlässt Unbehagen.
Die Opposition fordert weitere Aufklärung in der Kreditaffäre, statt sich über Wulffs Anruf beim "Bild"-Chef zu äußern. Führende Koalitionspolitiker wollen Wulff im Amt halten.
Bundespräsident Wulff lässt wegen seines Anrufs bei Kai Diekmann nur versichern, Pressefreiheit sei ein "hohes Gut". Doch es gab mehr als einen Anruf bei Springer.
Über die Umwandlung seines günstigen Kredits hat der Präsident im Dezember die Unwahrheit gesagt. Nun wirft auch seine Rolle bei der Rettung von Porsche neue Fragen auf.
Bundespräsident Wulff löst ein Staatsschutz-Verfahren wegen eines Foto-Kommentars auf Facebook aus. Ihn zu "verunglimpfen" ist ein eigener Straftatbestand.
BUNDESPRÄSIDENT Die BW-Bank muss schnell die Kriterien für den Kredit Christian Wulffs klären, sagt der Bank-Aufsichtsrat. Verfassungsrechtler empfiehlt Präsident eine Selbstanzeige beim Staatsgerichtshof
"Das steht uns doch zu." Dieser Satz fasst das Normensystem der Wulffs, Guttenbergs und di Lorenzos zusammen. Es bemächtigt sich dieses Staates – ganz allmählich.
Die CDU-Spitzen erklären die Kreditaffäre von Christian Wulff für beendet. Und der Präsident? Hält eine Weihnachtsansprache, in der er die Affäre nicht erwähnt.
AUFKLÄRUNG Die Opposition im niedersächsischen Landtag gibt sich nicht zufrieden. Sie hat weitere Fragen zu Wulffs Hauskaufkredit – und zur Finanzierung von Events eines illustren Partymanagers
Der Bundespräsident entschuldigt sich für seinen Umgang mit seinem Privatkredit, will aber nicht zurücktreten. Er versichert niemandem einen Vorteil verschafft zu haben.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußert sich wortkarg, die FDP ist erleichtert. Doch die Opposition fordert mehr: Sie erwartet weitere Aufklärung.