Jahrelang kämpfte eine Familie gegen Nutzung ihrer Anschrift durch das Ministerium für Staatssicherheit / Im Frühjahr war sie nur scheinbar erfolgreich / Die Liste der Stasi-Objekte enthüllt, daß die Änderungen in der örtlichen Adressenliste nicht an das Staatliche Komitee zur Stasi-Auflösung weitergeleitet wurden ■ Aus Wandlitz Petra Bornhöft
Entgegen offizieller Verlautbarungen erhalten die Einwohner Potsdams keine Einsicht in amtliche Listen mit Ex-Stasi- Objekten / Von Pontius zu Pilatus geschickt / Erst angelogen, dann abgewimmelt / Am Ende eine Entschuldigung ■ Aus Potsdam Petra Bornhöft
Trauer und Wut wegen der verlorengegangenen Ruhe / Lesen wollen die Stasi-Listen alle, aber die „Veröffentlichung finde ich nicht gut“ / Diskussionen in Theatern, Fabriken und beim Zoll / Ex-Stasi-Mitarbeiter: „Es gab viele Bereiche, für die der ehrliche Arbeiter dankbar war“ ■ Aus Berlin Petra Bornhöft
■ Auf 20 Milliarden Mark schätzt Günther Eichhorn, Leiter des staatlichen Komitees zur Auflösung des „Amtes für nationale Sicherheit“, den Wert der Häuser, Wohnungen, Grundstücke, Sport- und Freizeitanlagen. Die ursprünglich 186 Mitarbeiter des Komitees, darunter 71 frühere Angestellte des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), werteten Hinweise aus der Bevölkerung und von MfS-Mitarbeitern sowie Dokumente aus. Für die in verschiedenen Listen zusammengestellten Objekte wurden Vorschläge für eine neue Nutzug gemacht und Kaufinteressenten gesucht. Staatlichen Institutionen übergab das Komitee die Gebäude und Wohnungen in der Regel kostenlos. Auflösung, Übergabe oder Verkauf der Stasi-Immobilien sind nicht abgeschlossen. Die taz hat die Liste mit derzeit 9.251 Adressen ehemaliger Stasi-Objekte entschlüsseln lassen. Jeder kann dem Dokument entnehmen, zu welchen Zwecken und von welcher Abteilung des MfS die einst konspirativen Wohnungen und Dienstobjekte genutzt wurden. Keiner der heutigen Nutzer
Undurchsichtige Darstellung des PDS-Vermögens / Bei Währungsumstellung blieben der Partei 440 Millionen DM - oder der Konkurs / Recherche nach Auslandsvermögen bestand in einem Brief an Schalck-Golodkowski ■ Aus Berlin Petra Bornhöft
PDS stellt Parteivermögen kaum durchschaubar dar / Bei Währungsumstellung blieben der Partei 440 Millionen DM - oder der Konkurs Recherche nach Auslandsvermögen bestand in einem Brief an Schalck-Golodkowski / Keine Angaben über Wert der 478 Immobilien ■ Aus Berlin Petra Bornhöft
Bonner SPD entwickelt Strategie gegen Ausweitung der PDS auf die Bundesrepublik / „Personelle Basis“ für PDS „gleich Null“, aber Chancen bei den Intellektuellen und „Vereinnahmung des linken SPD-Flügels“ befürchtet / „Naive Neugier an Gysi“ / Jusos werden gescholten ■ Von Petra Bornhöft
■ Thomas Ebermann und Karl-Heinz Roth werden „den Siegeszug des deutschen Imperialismus nicht verhindern“, aber seine Profiteure „hemmungslos beleidigen“
■ SPD-Kanzlerkandidat hält Währungsunion am 2. Juli für „eminente Fehlentscheidung“ / Partei soll Staatsvertrag im Bundestag ablehnen, im Bundesrat jedoch zustimmen / Heftiges Gezeter bei der Regierungskoalition, Murren bei den Sozis im Bundestag / DDR schweigt
■ Eine Koalition aus SPD/CDU und Neuem Forum übernimmt den Frankfurter Magistrat gegen die stärkste Fraktion PDS / Blumen für den scheidenden SED-Oberbürgermeister und überreichlich Posten für das Neue Forum
■ Tausende von Arbeitern der Schuhindustrie und der Textilbranche traten gestern in den Warnstreik. Schulen und Kindergärten blieben wegen Streiks zeitweise geschlossen. Bauern blockierten mit Traktoren Grenzübergänge zur BRD. Der Protest richtet sich gegen die Folgen der überstürzten Vereinigung: Schon jetzt bleibt die DDR auf ihren Schuhen und anderen Waren sitzen.
■ Dr. Wolfgang Denda (SPD) wird ab Ende Mai Frankfurt an der Oder regieren / Mit welchem Geld, kann er noch nicht sagen, da ihm jeder Überblick über die Finanzen fehlt / Hauptsorge ist das personelle Problem: Wen aus der alten Garde wechselt man aus?
■ Hans-Joachim Jabin, „Leiter des Büros des Generaldirektors der staatlichen Versicherung der DDR“, zum geplanten Umtausch von 2:1 der Lebensversicherungen
SchuharbeiterInnen fühlen sich von der Regierung „verschaukelt“ / IG Textil, Bekleidung und Leder beschließt einen DDR-weiten Warnstreik um auf die katastrophale Situation aufmerksam zu machen / Knapp 600.000 Beschäftigte bangen um ihren Arbeitsplätze ■ Aus Berlin Petra Bornhöft
„Eine Order zur Fälschung war nicht nötig“ / Am Tag der letzten DDR-Kommunalwahl änderten Honecker und Krenz das Fernsehprogramm / Bürgermeister und SED-Chefs sahen am Bildschirm, was erwünscht war / „Dann wurde radiert und retuschiert“ / Ein Insider erzählt ■ Von Petra Bornhöft