■ Angela Merkel fordert neue Köpfe, Ole von Beust einen Parteitag, Wolfgang Schäubles Sätze werden immer schiefer – und die „Welt am Sonntag“ sieht die Republik verrotten
■ Der künftige SPD-Geschäftsführer Karlheinz Blessing über die Schwächen seiner Partei, die Erwartungen im Osten und Lafontaines „postmodernistisches Erscheinungsbild“
■ Das Bundeskabinett in Bonn hat am Mittwoch den Bundeshaushalt 1991 und die Finanzplanung entsprechend den Vorstellungen seines Finanzministers verabschiedet. Wegen der hohen Kosten der Einigung Deutschlands wurde Waigel ermächtigt, neue Schulden zu machen. Die Berlinförderung soll bis 1994 abgeschafft sein.
■ Während auf dem Luftwaffenstützpunkt Oldenburg die Vorbereitungen für die Entsendung eines Geschwaders in die Türkei auf Hochtouren laufen, werfen Grüne und SPD der Bundesregierung vor, sie mache sich mitschuldig an der Verschärfung der Kriegsgefahr am Golf und habe in dieser brisanten Angelegenheit am Parlament vorbei entschieden.
■ Wie „vom Donner gerührt“ waren die GenossInnen am Montag abend, als Wahlverlierer Lafontaine das Angebot, den Parteivorsitz zu übernehmen, ausschlug. Da half auch kein Drängen: Oskar mag nicht an den Rhein. Da Hans-Jochen Vogel angekündigt hatte, auf dem Parteitag in Bremen im Mai nächsten Jahres nicht noch mal für das Amt des Parteichefs zu kandidieren, eilten die SPD-Spitzen am Dienstag ratlos von Krisensitzung zu Krisensitzung. Sechs Stunden Parteiratssitzung blieben ohne Erfolg.
Der SPD-Kandidat will weitermachen/ Die SPD sieht sich trotz ihrer Niederlage im Aufwind — bei der Jugend/ Währenddessen herrschen bei den Freien Demokraten nur eitel Freude und Glückseligkeit ■ Aus Bonn Tina Stadlmayer
■ Die Hilfsaktionen für die UdSSR erinnern an die US-Spenden für Nachkriegsdeutschland/ Die UdSSR-Bürger sollen sehen, wer die wahren Freunde in der Not sind/ Noch herrscht Chaos bei den Helfern
■ Noch im Frühjahr hatte sich die SPD aus dem traditionell „roten“ Sachsen und Thüringen einen soliden Zugewinn versprochen. Mit der dritten Wahl 1990 festigt sich dort die konservative Mehrheit. Der Griff zur politischen Macht rückt für die SPD in weite Ferne. Aber Lafontaine-Wahlkampfmanager Klimmt will jetzt von Selbstzweifeln nichts wissen, die SPD schaltete in Bonn gestern stur auf „Augen zu und durch“.
■ Verquollener Optimismus ist angesagt bei der Zeremonie der Vereinigung der beiden sozialdemokratischen Parteien. Eine politische Debatte findet in Berlin nicht statt — 's ist Wahlkampf. Den aber gibt die Demoskopie verloren.
■ Der Streit um die Rechtslage bei Abtreibungen im vereinigten Deutschland führt zu einer zweiten langen Nacht in Bonn / SPD will verhindern, daß nach zwei Jahren automatisch die bundesdeutsche Indikationsregelung in Gesamtdeutschland gilt und drängt auf eine Selbstverpflichtung des zukünftigen Parlaments