Was leistet die Bühne, was andere nicht besser können? Ist es genug, die Verletzlichkeit aller zu zeigen? Das Theater sucht die Weltgeschichte und ringt mit dem Widerspruch, nicht zugleich nah beim Menschen und auf der Höhe der Fakten sein zu können
Untergang geht gut zurzeit: Andreas Kriegenburg verschenkt die „Orestie“ in der Jutierhalle der Münchner Kammerspiele an die USA. Schauspieler fliehen, und der Regisseur spielt Castorf platt
Vorhölle der sinnlosen Opfer: Elfriede Jelineks „In den Alpen“ erzählt vom Seilbahnunglück in Kaprun, bei dem vor zwei Jahren 155 Menschen starben. An den Münchner Kammerspielen hat Christoph Marthaler ihre Abrechnung mit alpiner Profitgier als morbides Gebirgspanorama in Szene gesetzt
Zweiraumwohnung mit Zierfischen: Die junge Regisseurin Tina Lanik inszeniert im Münchner Haus der Kunst Fassbinders nachgelassenes Werk „Tropfen auf heiße Steine“
Jewgeni Grischkowez ist der neue Star des russischen Theaters: Das Banale ist bei ihm hohe Kunst. Die Aufführung seines Stückes „Die Stadt“ in Stuttgart tut sich mit dem Unspektakulären schwer
Vieldeutiges Herzflattern: In Jaan Tättes Stück „Die Brücke“ ringen sieben Menschen um das Glück. Die Inszenierung am Schauspiel Stuttgart fügt diesem Knäuel geschickt noch ein paar Fäden hinzu
Statt Wissensvermittlung bietet man hier Fragen, statt Richtig-falsch-Alternativen Ungewissheiten, statt Pumuckl Fassbinder und Kafka: In der Münchner Schauburg wird die Jugend gezielt überschätzt. Jetzt feiert das Jugendtheater 25. Geburtstag
Auf der Flucht vor dem Schmerz: Die Münchner Kammerspiele haben sich der „4.48 Psychose“ der englischen Selbstmord-Poetin Sarah Kane angenommen. Doch die Inszenierung berührt nicht
Nur ein Versprechen: Das 5. Philosophicum Lech fragt nach der Zukunft des Eros. Doch der Vater aller Dinge, hier ganz konkret des Eros, der Kriegsgott Ares, war auch bei diesem Symposion anwesend
Viele Vorhänge fielen diesen Sommer in München endgültig – an drei Bühnen wurden prägende Intendanzen beendet. Schöne Bildbände blicken zurück auf die Arbeit von Dieter Dorn, Eberhard Witt und Elisabeth Schweeger. Das Publikum schaut indes voraus auf einen aufregenden Theaterherbst