Die Helgoländer leben nicht nur vom Alkoholkonsum ihrer Duty-Free-Touristen. Sie frönen ihm auch selbst. Und gehen ihren Besuchern zudem noch im schönsten Landschaftsidyll mit den alten Kriegsgeschichten auf die Nerven.
Die Amerikanerin Roni Horn fährt gern nach Island und porträtiert dort Menschen, Vögel oder auch Geysire. Diese Reihen zerlegen auf sehr subtile Weise jede Idee von Identität.
Als "verwaiste Mutter" wählte die Hamburgerin Andrea Riek einen eigenwilligen Weg: Sie verdrängte den Tod ihrer Tochter nicht, sondern wurde Trauerrednerin. Ein Traumberuf, sagt sie, weil er extreme Nähe erlaubt und absolute Ehrlichkeit erzwingt.
Beate Meyer von Hamburger Institut für die Geschichte der deutschen Juden hat einen Tagungsband mit herausgegeben, der sich mit jüdischem Bleiben und Fliehen zwischen 1938 und 1941 befasst.
Robert Cohns Eltern wurden von den Nazis drangsaliert und sprachen darüber kein Wort zu ihrem Sohn. Trotzdem - oder erst recht - hat sich der in Hamburg lebende Autor eine explizit jüdische Lebensform angeeignet.
Die Künstlerin lebt seit zwei Jahren in Hamburg. Am 11. März hat sie das Erdbeben von Tokio aus miterlebt. Zurück in Hamburg, fühlt sie sich schuldig, weil sie fliehen konnte - und ihre Freunde und Verwandten nicht.
Der Kinetik-Künstler Attila Csörgö schält Orangen, Würfel und Städte. Nur um festzustellen, dass sich aus Papier keine Kugel formen lässt. Zu erleben ist das nun in einer listigen, philosophisch-physikalischen Ausstellung in Hamburg.
Er wollte wissen, warum eine Wissenschaft wie der Marxismus scheitern kann - wie in Polen, das er 1967 wegen einer antisemitischen Kampagne verlassen musste. Deshalb ist der inzwischen in Hamburg lebende Henri Kowalski Physiker geworden. Derzeit ergründet er den Ursprung des Universums.
Die Hamburger Skandinavisch-Übersetzerin Gabriele Haefs hat nicht nur "Sofies Welt" übertragen, sondern auch die Bücher ihres Mannes Ingvar Ambjörnsen. Es gibt aber auch Unübersetzbares. Da wird sie dann selbst zur Dichterin.
Die Stadt Hamburg besitzt das Budge-Palais, in dem die Hochschule für Musik und Theater residiert, eventuell zu Unrecht. Denn erworben hat sie es 1952 von einem Nachlassverwalter, den noch die Nazis eingesetzt hatten.
Die bundesweit erste Studie zum Nahverkehr während des "Dritten Reichs" von Christoph Strupp zeigt, dass die Hochbahn zügig nazifiziert wurde und große Pläne hatte. Umgesetzt wurde davon allerdings aus Geldmangel nichts.
RESTITUTION Im Restaurant des Hamburger Luxushotels „Vier Jahreszeiten“ hängt ein Gobelin aus der jüdischen Sammlung Budge, die die Nazis zwangsversteigerten. An Rückgabe denkt das Hotel bislang nicht
Als sie Kunst studierte, brach der Libanon-Krieg aus. Galeristin ist Andrée Sfeir-Semler trotzdem geworden: Erst in Kiel und Hamburg, seit ein paar Jahren auch in Beirut. Aber wo ihr Zuhause ist, weiß sie bis heute nicht.