Es ist der Diskurs der Ökonomie, Dummkopf: In dem Stück „Zocker“ nach Dostojewski baggert Johan Simons an der Berliner Volksbühne in den Suchtkulturen des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart
Fast sieht man die Worte, bevor man sie hört: Michael Thalheimer stellt in seinem „Faust“ am Deutschen Theater in Berlin die Konzentration auf den Stoff wieder her und bringt die Tragödie eines Skeptikers punktgenau auf die Bühne
Gemessen am Gewicht der Fragen, die Roland Schimmelpfennig in seinen Stücken eruiert, erstaunt es immer wieder, dass sie auf der Bühne oft wie Spielzeug wirken, hin- und hergeschobene Modellfiguren: Wie „Die Frau von früher“, die Elias Perrig als deutsche Erstaufführung in Hannover inszeniert
Eine sanfte Besetzung und eine Einladung zur Transformation des symbolischen Kapitals: Am Freitagabend begann in Berlin die viel diskutierte kulturelle Zwischennutzung des Palasts der Republik mit einer Party. Deren Hauptdarstellerin jedoch war die neue, transparente Architektur des Gebäudes selbst
Stecken geblieben in Vergangenheiten: Im Streit zwischen Castorf und den Ruhrfestspielen liegt noch viel unausgesprochener Schutt. Die Vermeidung der offenen Auseinandersetzung aber kostet zu viel
Castorfs Pressekonferenz: Auflösungen und Abfindungen werden nicht angenommen. Frank Castorf sieht sich weiter als Intendant der Ruhrfestspiele, will gegen die Kündigung klagen und fühlt sich an den Stalinismus erinnert
Der Schmerz des anderen und die Freude des anderen an der Berliner Schaubühne: Sasha Waltz verbindet in ihrem Tanzstück „Impromptus“ zur Klaviermusik von Franz Schubert die Sprache der Körper und der Musik aus weit entfernt liegenden Zeiten
Wen das Leben schlägt, der schlägt der Länge nach hin: Am Deutschen Theater hat Stephan Kimmig „Wolken ziehen vorüber“ inszeniert, das Stück zum gleichnamigen Film von Aki Kaurismäki. Entstanden ist ein verblüffend glaubwürdiges Märchen
„Theaterland wird abgebrannt“: Die Theaterverbände luden zum Protest gegen Kulturabbau nach Berlin. Aber die Agitation verhallte im leeren Raum. Das Theater selbst ist weiter als seine Verbände
Ob man Ilja Repin, den „russischen Rembrandt“, kennt, ist meist eine Frage der Herkunft aus Ost oder West. Die Alte Nationalgalerie Berlin zeigt seine vielen Facetten über das Klischee hinaus
Ein Solo zu Joan Baez und eine Improvisation von 13 Tänzern zu Miles Davis’ „Bitches Brew“: Die Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker zeigt in ihren klaren Transformationen musikalischer Strukturen, dass der Tanz der Geschichte der Musikrezeption eine ganz eigene Form der Reflexion verleihen kann
Ein letztes Mal Erschauern, dann kommt die Abstraktion: Die Fotografien Walter Niedermayrs zeigen Berghänge, Autobahntrassen, Friedhöfe und Operationssäle. Aus dem alten Wunsch, Fotografie solle den Augenblick festhalten, wird dabei ein bedrückendes Szenario der stillgelegten Zeit
Der Verlust der Erinnerung wird zur Versuchsanordnung für den Neuanfang: Mit „Visitors Only“ gastiert die Choreografin Meg Stuart in Berlin. Immer feiner wird die Analyse des Körpers
Schneller sterben, schneller schreiben, schneller lieben, schneller lesen: Die Lesungen neuer Texte auf dem Stückemarkt, der das Theatertreffen in Berlin begleitet, standen deutlich im Zeichen des Katastrophischen
Angeschlossen an den Schmerz: Christina Paulhofer hat „Phädras Liebe“ in der Berliner Schaubühne inszeniert und wirft einen neuen Blick auf die Autorin Sarah Kane. Die Extreme, Wilde, Schmerzensreiche wird eingemeindet unter die Dichter der Klassik
„Wir sind unter euch“: Das Theater kämpft. Um Geld, um Publikum und um die kleinen Städte.In Wismar und in Magdeburg, mit Uraufführungen, Bustouren, Nachtcafés und Sonntagsfrühstück