■ Abdullah Öcalan (49) hält sich für einen Auserwählten seines Volkes. Der PKK-Führer kennt zur Durchsetzung seiner Ziele keinerlei Skrupel. „Apo“, auf kurdisch: Onkel, wie ihn seine Anhänger nennen, hat seine Truppe stets diktatorisch regiert
■ Wenn Joschka Fischer und Gerhard Schröder heute in Washington die Leitlinien rot-grüner Außenpolitik erörtern, besteht das Kunststück darin, die USA nicht zu verprellen. Washington erwartet von der deutschen Regierung das Bekenntnis zur Westbindung, gerade jetzt in der Kosovo-Frage. Kein Problem für die SPD. Für Grüne schon: Sollte die Nato ohne Mandat der UNO eingreifen, wird ihnen ein Sprung abverlangt, den sie in der Opposition nie gemacht hätten
■ Der neue Kanzler Schröder will vor allem die „Geißel der Massenarbeitslosigkeit“ bekämpfen. Nur, mit wem? Möglich sind Rot-Grün, die Große Koalition, selbst Sozialliberal ist nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlich wird er aber bei den Grünen die Daumenschrauben ansetzen.
■ Die SPD-Spitze fürchtet nichts so sehr wie den von CDU-Generalsekretär Hintze ersehnten Lagerwahlkampf. Deshalb darf Ministerpräsident Höppner keinesfalls mit der PDS kooperieren
■ Wie wird man dem selbstgesetzten Superlativ einer als „historisch“ angekündigten Parlamentsdebatte gerecht, wenn sich die Kontrahenten zum Thema doch alle einig sind? Der Kanzler macht sich selbst überflüssig und verabschiedet sich mit Dank an die Vorgänger – seinen großen Abgang aber hat er gestern endgültig verpaßt. Und die Opposition? Die Sozialdemokraten bekräftigen ihre entschiedene Ambivalenz zum Euro. Joschka Fischer verlangt, die europäische Integration überzeugend voranzutreiben.
■ Nach dem Bosnien-Beschluß wird über die Mehrheitsverhältnisse der Bündnisgrünen im neuen Bundestag spekuliert. Spekulationen um Fischer als Außenminister erst mal gedämpft
Endzeitstimmung in den Landesverbänden. Verlieren die Sozialdemokraten die Bundestagswahl im September, geht die Welt nicht unter und die Partei nicht vor die Hunde. Aber die Genossen, die in der SPD einst zum langen Marsch durch die Institutionen angetreten sind, in den Ruhestand. ■ Von Jürgen Gottschlich
■ Bill Clinton sitzt in der Falle: In seiner Nahost-Politik kommt er keinen Schritt voran, in der arabischen Welt hat er an Reputation verloren. Ein Militärschlag würde Saddam eher stärken
■ Außenminister Klaus Kinkel, gerade zurückgetreten als FDP-Vorsitzender, über den Beschluß der Partei, gegen seinen erklärten Willen das Waffenembargo gegen Bosnien aufzuheben
■ Die Alewiten, denen die Istanbuler Anschläge galten, stellen in der Türkei eine religiöse Minderheit von zwanzig Prozent. Sie sind traditionell laizistisch orientiert.