Hamm war nicht Hamlet, die Frauen waren schön, und der Whiskey schmeckte immer: In seiner Biografie findet James Knowlson sehr nahe an den stolzen und scheuen Samuel Beckett heran
Überleben unter Pol Pot: Mit ihrem literarischen Erstling erinnert Loung Ung an den Genozid in Kambodscha – ein Zeitdokument, das mehr erklärt als ein Geschichtsbuch
Umrisse eines Schreibnomaden: Nicolas Shakespeare hat die erste Biografie über Bruce Chatwin geschrieben. Der war unbestritten ein großer Reisender, konnte als Gast aber ganz schön nerven
Michael Schindhelm, der Intendant des Basler Theaters, hat seine Kontakte zur Stasi geoutet. In seiner essayistischen Erklärung redet er selbstmitleidig um die Sache herum
Wilfried Schulz, Intendant des Hannoveraner Schauspielhauses, setzt auf „intelligente Unterhaltung“ – und komplizierte Texte. Deshalb hat er Jossi Wieler nun „Irre“ von Rainald Goetz uraufführen lassen
Ach, lebte man doch in Zürich! Der Theaterregisseur Christoph Marthaler setzt an zur allmählichen Eroberung seiner Heimat. „Hotel Angst“ recycelt Elemente früherer Abende mit Hang zum Best-of
Was Ich war, muss politisch werden: In seinem nachgelassenen Roman „Die Situation“ schreibt Peter Weiss die Vorgeschichte des Jahres 1968von JÜRGEN BERGER
In der neuen Suhrkamp-Gesamtausgabe ist der erste Band mit Stücken von Heiner Müller erschienen. War das von ihm propagierte Leben in der DDR wirklich ein „Aufenthalt im Material“? Ein Rückblick
Das faule Königreich Dänemark sieht aus wie ein Treibhaus, eine Zuchtanstalt von Nachtschatten, und Hamlet ist ein sprachlich bis zur Kenntlichkeit skelettierter Verzweiflungsspieler: Der österreichische Regisseur Martin Kušej hat einen fulminanten Shakespeare für die Salzburger Festspiele inszeniert
21 Stunden verbrachten am Wochenende Menschen mit Reclam-Heftchen im Expo-Theater, um die erste Gesamtinszenierung von Goethes „Faust I und II“ zu studieren. Peter „Le texte, c’est moi“ Stein erfüllte alle Befürchtungen: Jede Regieanweisung Goethes wurde Tat, jedes Wort eine große Betonung
In der europäischen Kulturstadt Avignon findet das größte Theaterfestival der Welt statt. Und Isabelle Huppert darf als Medea in der Inszenierung Jacques Lassalles endlich die Rolle ihres Lebens spielen
Angst essen Ideologie auf: Geoffrey Beattie ist Psychologieprofessor, sein Romandebüt „Corner Boys“ erzählt vom Erwachsenwerden irischer Jugendlicher zwischen Royalisten, Oranier-Paraden und IRA
Ehepaare verlieren sich, Affen finden sich im Menschen wieder, und Jan Fabre experimentiert mit Nutella: Die Hannoveraner „Theaterformen“ setzen auf Weitläufigkeit wie das „Theater der Welt“
Wegweisende Neuanfänge: Mit Tom Stromberg und Elisabeth Schweeger übernehmen zwei Avantgardeproduzenten die Leitung an den Schauspielhäusern in Hamburg und Frankfurt
Als Theaterintendant in Basel ist Michael Schindhelm zur Zeit enorm erfolgreich. Nun legt er mit „Roberts Reise“ ein Buch vor und hat das Wörtchen Roman drauf geschrieben
René Pollesch bastelt sich mit postdramatischem Theater eine erfolgreiche zweite Autorengeburt. „Bambi Sickafossee“ am Jungen Theater Göttingen ■ Von Jürgen Berger