Routiniert durchdekliniert und mit Hingabe performt: In Marc Evans’ Eröffnungsfilm „Snow Cake“ verschränken sich Schuld und Vergebung innigst. In Kanadas Einöde menschelt es – gut ausbalanciert und schwer tränentreibend
Merkwürdig sympathisierendes Miteinander, merkwürdig unbeteiligtes Nebeneinander, aber frei von Bitterkeit: Lars Brandt hat mit „Andenken“ ein kluges, reflektiertes und literarisches Erinnerungsbuch über seinen Vater Willy Brandt und ihrer beider schwierig-distanzierte Beziehung geschrieben
Gestochen scharf und in allen denkbaren Grautönen: Der letztjährige Ingeborg-Bachmann-Preisträger Thomas Lang erzählt in seinem Roman „Am Seil“, wie ein Vater und sein Sohn sich in ihrer Todessehnsucht bestärken und sich schließlich einen Showdown auf einem Scheunenboden liefern
Ein kleiner Junge und späterer Hollywood-Schauspieler allein unter Frauen und auf Vatersuche: Mit „Bis ich dich finde“ hat der amerikanische Erfolgsautor John Irving seinen dicksten, autobiografischsten und stringentesten Roman geschrieben
Von wegen Mozart-Jahr, Rembrandt-Jahr oder Heinrich-Heine-Jahr: Das Jahr 2006 könnte wieder einmal ein Marcel-Reich-Ranicki-Jahr werden und die Verehrung für ihn neue Dimensionen erreichen
Die vielen Romane, Untiefen und Hypes des Jahres, die Wechselwirkungen von Literatur und politischem Engagement, die Debatten, die keine waren: Ein Rückblick auf das vergangene Literaturjahr Von Gerrit Bartels
Mischkalkulation versus Hochliteratur: Rainer Moritz und Joachim Unseld streiten sich über das ökonomischere und das literarisch wertvollere Büchermachen
Eine zunächst eigentümlich-heitere Groteske, die zunehmend rührseliger wird und eine merkwürdige Leere umkreist: Liev Schreibers Verfilmung von Jonathan Safran Foers Roman „Alles ist erleuchtet“
Wagnisse, viel versprechende Quereinstiege, Abstürze: eine Reise mit der jungen deutschsprachigen Literatur vom Norden in den tiefsten deutschen Süden und bis nach Österreich
Die Angst vor dem Verschwinden: Orhan Pamuk ist auf Lesetour, Orhan Pamuk gibt Interviews und Pressekonferenzen, er ist präsent. Und doch bangt der Träger des Friedenspreises, als Literat hinter dem Interesse am politischen Autor zu verschwinden