Nichts erscheint selbstverständlicher als der Blick auf die Uhr oder die Verabredung zu einem Rendezvous. Pünktlichkeit ist nach wie vor eine Frage der Höflichkeit, aber gewiß kein Problem der exakten Zeitmessung mehr. Wie aber konnten solche Termine zustande kommen, als es noch keine verbindlichen Methoden der Zeitbestimmung gab, als die Uhren noch sprichwörtlich „nach dem Mond gingen“? Und bevor der Mensch auf die irritierende Idee verfiel, das Jahr bis auf den milliardsten Teil einer Sekunde zu erechnen und die Zeit in DIN- Normen zu pressen? Eine Kalendergeschichte ■ von Reinhard Krause
Josef Sudek galt als seltsamer Kauz, als Träumer und altertümlicher Lichtbildner. Von der Politik ließ sich der Prager Fotograf nicht vereinnahmen. Lieber fotografierte er die beschlagenen Fensterscheiben in seinem Studio. Ein neuer opulenter Bildband dokumentiert sein Werk ■ Von Ulf Erdmann Ziegler
■ Als die großen Banken endlich auf die Krise in Asien reagierten, leiteten sie einen Teil der Kredite nach Rußland um. Deutsche Geldhäuser greifen die Spitzenposition der Japaner an
Sieht der Vatikan Martin Luther noch als Ketzer? Vor 481 Jahren stellte er den katholischen Klerus an den Pranger. Seither ist die Christenheit gespalten. Versöhnung fällt schwer. Eine Bilanz zum Reformationstag ■ von Rüdiger Runge
Ist ein Arzt, der um Sterbehilfe gebeten wird, Retter in der Not? Oder schlicht jemand, der seine Arbeit nicht anständig getan hat? Dessen Patient Schmerzen und Angst erleidet, sich einsam fühlt? Die Ärzteschaft ist sich längst nicht so einig in der Frage des Tötens auf Verlangen, wie der Entwurf der Bundesärztekammer es erscheinen lassen mag. Ein Essay ■ von Linus S. Geisler
Vor 200 Jahren besetzten napoleonische Truppen Ägypten. Drei Jahre lang versuchten die Invasoren, dort einen modernen Staat zu etablieren. In der ägyptischen Intelligenzija wird nun debattiert: Dürfen die Kolonisatoren von einst gefeiert werden, weil sie ihr Land der Moderne näher- gebracht haben? ■ Von Karim El-Gawhary
Am 22. Dezember vergangenen Jahres wurde ein kleines Dorf in der Zentralregion des mexikanischen Bundesstaates Chiapas schlagartig weltberühmt: Acteal. 45 unbewaffnete Menschen, darunter 21 Frauen und 15 Kinder, wurden brutal getötet. Die Mörder: Indigenas aus der Nachbarschaft, ausgestattet mit Waffen und Logistik von den lokalen Behörden. Nach dem Aufstand der zapatistischen Guerilla Anfang 1994 militarisierte die Regierung die Region – unter Einsatz der Armee und mit dem Aufbau paramilitärischer Einheiten. Nach dem Massaker von Acteal sprach die Regierung von „Familienkonflikten“ – und hatte nicht ganz unrecht: Tatsächlich waren hier uralte Konflikte zwischen Familien und Dörfern ausgenutzt und von oben mit Waffen versorgt worden. Wie sich Mexikos ewige Regierungspartei PRI in Zentralchiapas mit allen Mitteln gegen den Zerfall ihrer Macht wehrt: Ein Lehrstück aus dem Mikrokosmos ■ Von Anne Huffschmid
■ Bundesregierung verabschiedet optimistischen Jahreswirtschaftsbericht. Der prognostiziert drei Prozent Wachstum und Trendwende am Arbeitsmarkt - bis Dezember 200.000 Jobs mehr
■ Die schleswig-holsteinische Sozialministerin Heide Moser zur erneuten Ablehnung des Modellversuches „Cannabis in Apotheken“: „Es wird einen neuen Anlauf geben“
Trieb der SPD-Fraktionschef Herbert Wehner ein doppeltes Spiel und verriet Geheimnisse an die SED? Das behaupten zumindest DDR-Spionagechef Markus Wolf und der „Stern“ ■ Aus Berlin Christian Semler
Mildes Urteil im Prozeß gegen Peter Graf. Finanzbehörden tragen nach Meinung des Gerichts Mitverantwortung für den Steuerschwindel. Der Angeklagte muß nun noch 13 Monate in Haft ■ Aus Mannheim Phillip Maußhardt