Schleefkunst heißt, dass Zeigendes und Gezeigtes zusammenfallen. Schleefkunst heißt aber auch, dass im Pathetischen tückisch defätistische Botschaften gefunkt werden. Diesmal leider konzertant. Im Deutschen Theater Berlin inszeniert Einar Schleef seine Collage zum November 1918: „Verratenes Volk“
Im Synchronisationsgeschäft wird es eng: Die Studios produzieren mit wenig Geld immer schneller – ein Hollywoodfilm wird in einer Woche übersetzt. Kein Wunder, dass Oliver Stone darauf bestanden hat, die deutsche Tonspur zu „Any Given Sunday“ persönlich abzusegnen
Brückenschlag zwischen den Jahrtausenden: Tate Modern, der Erweiterungsbau zur Londoner Tate Gallery, ist mehr als eine Kraftzentrale der zeitgenössischen Kunst. Mit dem Umbau durch das Architektenduo Herzog & de Meuron wurde das gesamte Stadtviertel aufgewertet
Wenn liebevolle Blicke einzig dem Begehren und seiner beharrlichen Nutzlosigkeit dienen und die Systemtheorie alles in allem zu staatsmännisch auftritt: Warum Niklas Luhmann über die Liebe schreibt und Marcel Proust vergisst
Zur Expo 2000 baut der Architekt Peter Zumthor für die Schweiz einen Pavillon aus frisch geschnittenen, lose geschichteten Holzbalken. Im Lauf der Zeit wird das Holzlager absinken
Die Aufgabe des Malers: Die Kestner Gesellschaft in Hannover verpflichtet Jörg Immendorff als Künstler der Wiedervereinigung und klammert die 70er-Jahre aus, in denen er sich für Mao und kollektive Projekte interessierte von JOCHEN BECKER
Christian Kracht reist aus Phnom Penh an, Maxim Biller spürt Nazis und Schlappschwänze auf, und Joachim Bessing erklärt sich für Popkultur nicht zuständig: Die Evangelische Akademie Tutzing hat die Gegenwartsliteratur entdeckt
Die Dialektik in der Schwebe: Der neue Film des iranischen Filmemachers Abbas Kiarostami ist philosophischer und heiterer denn je. In „Der Wind wird uns tragen“ führt das Warten auf den Tod mitten hinein ins pure Dasein
Verflüssigung der Formen, Regression des Wohnens: In Weil am Rhein widmet sich eine Retrospektive dem Werk des Dänen Verner Panton, einem der einflussreichsten Designer der 60er
Standort Deutschland (IX): Mit seinen 23.000 Einwohnern ist Groß-Gerau zu klein für Überraschungen. Früher lebte die Stadt von den Opel-Werken, heute ist ein Großteil der Arbeitnehmer auf dem nahe gelegenen Frankfurter Flughafen beschäftigt
Im Juli 1994 ließ Kubas Regierung einen Schleppkahn mit Flüchtlingen versenken. Dabei starben 38 Menschen. Die meisten der Überlebenden sind emigriert. Diejenigen, die noch auf Kuba leben, sind auf dem Absprung ■ Aus Cotorro Heinz Anders
Die FPÖ als Protestbewegung betrachtet oder: Wie Jörg Haider die Formen des ehemals linken Protests zum Erfolg führt und was die Eigenschaft der Eigenschaftslosigkeit damit zu tun hat. Einige schräge Anmerkungen zum Fuchs im Hühnerstall ■ Von Peter Fuchs
Sand oder Öl im Getriebe – hat sich Günter Eich in der Nazi-Zeit der Propaganda gebeugt? Seine frühen Rundfunkjahre geben bis heute Anlass zu Debatten in der Literaturwissenschaft. Ein neues Buch belegt jedoch : Eichs Hörfunkarbeit taugt nicht zur Polemik ■ Von Peter Walther
Im thüringischen Gerstengrund gibt es keine Krise: gestern Kohl, heute Kohl, morgen Kohl. Warum mit dem Mann brechen, der einen einst über den Zaun hob? Dorfansichten ■ Von Jens Rübsam
Der Ehrenhandel in der CDU: Warum riskiert ein anerkannter Politiker wegen ein paar windiger Finanztransaktionen sein gesamtes Ansehen als Parteiführer und gewichtiger Staatsmann? Was sich aus dem Schweigen des Ex-Kanzlers lernen lässt ■ Von Ludgera Vogt
Darf man Frauen in Uniform anschreien? Oder soll man Frauen in Uniform ignorieren? Wer Dienst an der Waffe tun will, muss eben Dienst an der Waffe aushalten ■ Aus Horb Wolfgang Bauer