Zu seinem 75. Geburtstag gab der Saxofonist Ornette Coleman, Free-Jazz-Pionier und Entwickler der Harmolodics, eines Regelwerks zur demokratischen Improvisation, eines seiner raren Konzerte
Erkundungen für die Präzisierung der Gefühle rund um einen Aufstand (5): Ach, Gewaltvorwurf! Wogegen man Rudi Dutschke wirklich verteidigen muss, das ist die repressive Ironie der Nach-68er. Er bleibt ein Stachel im Bewusstsein derjenigen, die ihren Frieden mit der Bundesrepublik gemacht haben
Wie aus einem x-beliebigen Autor ein Joachim Lottmann wurde und warum man den echten Joachim Lottmann auch schon mal für einen tragikomischen Tom Kummer halten kann. Ein Treffen mit dem Wartburgfahrer und selbst ernannten Erfinder der Popliteratur im Berliner Stadtteil Friedrichshain
Mit dem Film „Vera Drake“ von Mike Leigh wurde in Venedig das solide Erzählkino ausgezeichnet. Es bildete die Ausnahme in einem Festival, das als eines der Extreme in die Annalen eingehen wird
Auswanderer hielten das irische Cork für die Eintrittspforte zum Himmelreich. Stattdessen landeten sie häufig in der Hölle auf dem Weg nach Amerika. Heute zeugt ein „Titanic“-Restaurant von Passagieren der anderen Art
Keine Weltkultur im Reich der Bilder: In den USA wird jetzt Lars von Triers „Dogville“ Antiamerikanismus vorgehalten, in Japan Sofia Coppolas „Lost in Translation“ noch vor dem Filmstart kritisiert, weil die Regisseurin sich auf Japan-Klischees ausruhe. Bemerkungen zu einer merkwürdigen Diskussion
Die Demokratie hat das Fernsehen erreicht: Die Zuschauer verlassen immer öfter ihre Couch und spielen mit. Nach der Familie Boro, die im „Schwarzwaldhaus“ berühmt wurde, sucht ab April eine andere Familie ihr Glück in einem Gutshaus. Ruhm und Anerkennung sind nur ein Anreiz. Die Lust am Rollenspiel ohne Rolle ein anderer. Wer aber bewirbt sich dafür? Ein Werkstattbericht vom Casting
Überwältigungskino der anderen Art: Nach dem wunderbar leichten Debüt „Raus aus Åmål“ und der Kommunen-Komödie „Zusammen!“ wählt der schwedische Regisseur Lukas Moodysson einen schweren Stoff. „Lilja 4-ever“ erzählt drastisch, wie eine junge Russin zur Prostitution gezwungen wird
Lidokino (2): In „Anything Else“, Woody Allens Eröffnungsfilm der Filmfestspiele von Venedig, geht es um die Verwicklungen, die sich aus der Unfähigkeit ergeben, das Wort Nein zu sagen. Tolles Geplatter – das wiederum Raoul Ruiz’ Barthes-Porträt fehlt
Teddy, der Inkommensurable (4): Theodor W. Adorno hielt es nicht nur für das Recht, sondern sogar für die Pflicht des Intellektuellen, das falsche Leben und Bewusstsein der Mitmenschen unnachsichtig zu verdammen. Das macht seine Philosophie angreifbar für den Vorwurf des Meisterdenkertums
Mädchen und Jungen, Drogen und Waffen: Der junge amerikanische Autor Nick McDonell unternimmt in seinem Roman „Zwölf“ eine Reise durch die weiße Hölle der amerikanischen Upperclass
Zwischen Maria Callas und Billie Holiday: Als „Hohepriesterin des Soul“ erfüllte Nina Simone alle Definitionen einer Diva, schwankte ihr Leben doch stets zwischen öffentlicher Bewunderung und privater Tragödie. Eine Würdigung zum Siebzigsten
Eine Partei wie eine Rockband: Eduard Limonow, russischer Schriftsteller, kämpft im Gefängnis weiter für eine national-bolschewistische Revolution. Sein neues Werk „Das Buch des Wassers“ liest sich wie seine Memoiren
1955 drehte Max Ophüls „Lola Montez“ mit dem damals sehr hohen Budget von sieben Millionen Mark. Doch erinnert wird der Film weder als Klassiker noch als Pleite. Die Autoren Martina Müller und Werner Dütsch haben ihm jetzt ein Buch gewidmet