Wer in Deutschland Israel kritisiert, entschuldigt die Nazivergangenheit, sagen die einen. Wer Israel bedingungslos unterstützt, zieht die falsche Lehre aus der Geschichte, meinen andere. Und fast alle reden so, als gäbe es diese Debatte dieses Jahr das erste Mal. Notizen zu einem Déjà-vu-Erlebnis
Nicht einmal der Ort der Ausstellung wird reflektiert, der aber vielfachen Anlass zur Kontextualisierung böte: In der Holocaust-Ausstellung im Berliner Kronprinzenpalais soll auch die Realgeschichte der so genannten Vergangenheitsbewältigung in beiden deutschen Staaten zur Darstellung kommen
Die nordelbische Landeskirche zeigt als erste evangelische Kirche Deutschlands in einer mutigen Ausstellung, wie sehr sie die NS-Judenverfolgung stützte. Nach dem Krieg sollten die verstoßenen Christen jüdischer Abstammung als Erstes ihre während der Nazizeit nicht gezahlte Kirchensteuer nachreichen
Mit seinen derben Sprüchen und seinem kernigen Auftreten will der Verleger Bernd F. Lunkewitz nicht recht in den zeitgenössischen Kulturbetrieb passen. Seit jetzt genau zehn Jahren aber zeigt er beim Aufbau Verlag, dass man aus einem traditionellen Verlag durchaus einen erfolgreichen machen kann
Als Jude ohne Gott: Der französische Schriftsteller Marek Halter über das Judentum, das sich von der Religion emanzipiert hat, über seinen Film „Die Gerechten“ sowie die Gebote der Friedfertigkeit und der Freiheit – auch der, sich seine Identität zu wählen
Übers „Überziel“ hinausgeschossen: Alexander Solschenizyns neues Buch „Der russische Weg“ handelt vom Zusammenleben der Völker im Zarenreich. In Russland hat er sich damit den Vorwurf des Antisemitismus eingehandelt. Dabei wälzt er sich – wie immer – nur um ein Thema: die Rettung Russlands
Ein einziges Thema beherrschte die 20. Tutzinger Medientage: Die Pleiten bei der Berichterstattung über Rechtsextremismus im Fernsehen – und wie ein zweiter Fall „Sebnitz“ verhindert werden könnte
Eine Dokumentation besucht die Schauplätze der Woody-Allen-Film-Welt: Uptown New York mit teuren Restaurants, Galerien, Swingjazz und Midlife Crisis. Und zeichnet dabei leichthändig ein persönliches Porträt des Filmemachers (Woodys Welt. Neurosen aus New York, 22.30 Uhr, WDR)
Mit seinem neuen Film begibt sich Barry Levinson noch einmal ins Amerika der Fünfzigerjahre. „Liberty Heights“ schildert eine Jugend zwischen jüdischer Sozialisation, Bikinibeauties und Songs von James Brown – ethnische Differenzen verschwimmen zart utopisch im Sog der aufkommenden Jugendkultur
Julius H. Schoeps, Gründungsdirektor des Jüdischen Museums in Wien und mittlerweile Leiter des Moses Mendelssohn Zentrums in Potsdam, zu Norman G. Finkelsteins Buch „The Holocaust Industry“
Ein Lexikon erinnert an die jüdischen Schriftsteller in der deutschsprachigen Literatur: 270 Autorinnen und Autoren stellt es vor. Das ist eine gute Sache. Nur: Der Band ist leider unvollständig. So unvollständig, dass er dringend der Erweiterung bedarf
Wolfspässe – so hießen in der Sowjetunion die Ausweise der Unbotmäßigen. „Wolfspass“ – so betitelt der russische Volksdichter und Vorzeigedissident Jewgeni Jewtuschenko seine Autobiografie
Die Wiederbelebung des Zweiten Weltkrieges im Kosovo-Konflikt und das Ende der Relativierung. Die Tragödie aller und der Triumph Milošević' ■ Von Andrei S. Markovits