Die große Dada-Ausstellung im Pariser Centre Pompidou ist eine fette, mehrsprachige Enzyklopädie einer der radikalsten und vor allem expansivsten Avantgardebewegungen des letzten Jahrhunderts
Die Angst vor den Politikdarstellern: Platon und Jean-Jacques Rousseau fürchteten das Theater, weil es zwischen Darsteller und Rolle trennen lehrt. Das postdramatische Theater entdeckt gerade in dieser Differenz den demokratischen Kern des Theaters
Mit der Digitalisierung des Kinos ist eine neue Dimension der Reproduzierbarkeit erreicht. Die Branche reagiert nach Law-and-Order-Manier: Wer kopiert, wird kriminalisiert
Der Blick fällt von hoch oben auf das Treiben der Figuren – aber stabil ist diese Betrachterposition nicht: Lars von Trier setzt mit „Manderlay“ seine Amerika-Trilogie fort. Wieder geht es um Herrschaft und Unterwerfung, um Freiheit und Gefangenschaft – und um das Versprechen des Masochismus
Große Reformen hin, die gern angeführte Priorität von Sachfragen her – in der Politik gibt es eine Äquivalenz zwischen Programmen und Personen. Zumal jeder Politiker genau weiß, dass Kleinteiligkeit und Kurzfristigkeit unser modernes Schicksal sind. Über die Kontingenzkultur des Politischen
Jetzt bitte keinen Wortwitz wie „bestrickend“ machen: Das Kölner Museum Ludwig zeigt eine durchweg souveräne Überblicksschau über das bisherige Werk der Künstlerin Rosemarie Trockel. Eindeutiger Höhepunkt sind ihre längst kanonisch gewordenen Strickbilder im so genannten Heldensaal
Im oberfränkischen Coburg bilden Punks die dominierende Subkultur. Mit cleverer Bündnispolitik hat der Verein Kill Me Baby die kleinstädtische Protestkultur für sich monopolisiert. Auf „anti“ gebürsteten Jugendlichen bleibt gar nichts übrig, als sich die alten Gesten der Punkrebellion anzueignen
Virtuos bewegte sich Orson Welles in allen Medien. Schon weil er oft die Formen sprengte, ist sein Werk unübersehbar geblieben. Ein Gespräch mit Stefan Drößler, der für das Filmfestival Locarno die Retro „The Magnificent Welles“ organisiert hat
Von den Dingen, die nicht gesehen wurden, bevor Diane Arbus sie aufnahm: Das Folkwang Museum in Essen zeigt eine umfangreiche Retrospektive der amerikanischen Fotografin, deren erklärtes Ziel es war, böse Bilder zu machen
Mehr als Damenbart und bunter Rock: Einer großen Retrospektive in der Londoner Tate Modern gelingt es, den Blick von der mythisch überhöhten Figur Frida Kahlo abzuwenden, so dass die außergewöhnliche Malerin in den Mittelpunkt rückt
Gegen diese Außerirdischen helfen keine Heldentaten: Steven Spielbergs „Krieg der Welten“ folgt nur in Teilen der Logik des sommerlichen Kinospektakels. Die Spezialeffekte sind nicht Selbstzweck, sondern machen aus dem Film ein düsteres Märchen
Permanente Innovation, Großkunstbewusstsein, Klangfetischismus: Das diesjährige Sonar-Festival in Barcelona zeigte, wie groß die Szene der elektronischen Musik ist, was für eine Vielfalt sie ausgebildet hat und welche Anziehungskraft sie besitzt
Was machen deutsche Stockwanderer in der Emilia Romagna? Southern Beach Walking! Italien auf der Suche nach neuen Reiseanreizen und ruhigeren Gefilden, jenseits der Vergnügungsindustrie von Rimini
Totale und Großaufnahme: Im Sportstadion inszeniert Zhang Yimou in Paris Puccinis „Turandot“. Die größte Opernproduktion aller Zeiten setzt auf die Dekoration des Dramas. Die Ausdeutung der Musik jedoch wie auch des Librettos bleibt auf der Strecke
Der kommende Schlag ist immer der schwerste: Die Songwriterin Aimee Mann über ihre neue Leidenschaft für den Boxkampf, die Parallelen zwischen Sport und dem richtigen Leben – und wie das Thema ihr aktuelles Album „The Forgotten Arm“ prägt
Die Toleranz reicht bis zum nächsten Schwerthieb: Ridley Scott hat mit „Königreich der Himmel“ seine Version der Kreuzzüge gedreht. Neue Einfälle hat Scott freilich nur in Maßen. Und wo die Gewalt sich nicht bis zum Delirium steigert, stumpft sie ab
Erkundungen für die Präzisierung der Gefühle rund um einen Aufstand (7): Aufarbeitung von 68? Nicht nur! Ins Visier nimmt die Dutschke-Debatte linke Nostalgiker – und zwar gerade die jungen
Mit der Schwere eines Requiems: „Million Dollar Baby“, der neue, mit Oscars ausgezeichnete Film von Clint Eastwood, erzählt von einer Boxerin, die es um jeden Preis schaffen will, und von einem Trainer, der seine besten Tage bereits hinter sich hat