Mit seinen Äußerungen zum Islam will der Papst entweder provozieren – oder war zu lange im Elfenbeinturm, um weltliche Wirkungen seiner Worte realistisch einzuschätzen. In beiden Fällen taugt er nicht für den Job
Trotz Jahrestag-Hype: Den großen Film zum 11. September gibt es noch nicht, das Ereignis war schon fiktional genug. Dafür findet Natascha Kampusch, die acht Jahre lang gefangen gehalten wurde, ein fast genauso großes Medienecho
Dass die Grünen ihr Standbein „Gewaltlosigkeit“ aufgeben, muss man nicht unbedingt als Verrat an einer Bewegung geißeln, die es so nicht mehr gibt. Wenn schon Kritik, dann an der SPD, die sollte sich in Sachen Bildung schämen
Wenn der Fahndungsdruck auf islamische Verbände zunimmt, muss sich die katholische Kirche auch stärker an der Bekämpfung von Sexualstraftaten beteiligen. Und der Bundespräsident sollte mit den Vertriebenen Klartext sprechen
Die programmatische Arbeit der Union gleicht bisher einem Riesenslalom, man könnte das neue Grundsatzprogramm daher gleich „Super G“ nennen. Auch wenn es sich ein wenig Sorgen um das Potenzial grüner Politik macht
Die derzeitige Popularität von Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist vor allem journalistengestützt. Aber: Immerhin entsteht bei der Gelegenheit als Langzeitwirkung der Eindruck, die SPD sei doch nicht komplett entvölkert
Das feierliche Bundeswehrgelöbnis zum Attentat auf Hitler 1944 ist nicht schlecht, wenn damit die Bereitschaft zum Ungehorsam gelehrt wird. Damals kam es zu spät – und geschah vor allem, weil der Krieg offensichtlich verloren ging
In Mecklenburg-Vorpommern kann George W. Bush etwas über Chancen und Risiken gewaltfreier Demokratisierung in einer entwicklungsbedürftigen Weltregion lernen. Für Angela Merkel ist der Besuch bestenfalls wahlkampfwirksam
Noch muss man sich über den Partyotismus keine Sorgen machen, aber das kann sich nach der WM schnell ändern. Zumal es nun nicht einmal mehr das allseits bewährte Nach-WM-Methadonprogramm Tour de France geben wird
Von der Fußball-WM lernen heißt, die schwarz-rot-goldene Fahne bei der nächsten Antirassismus-Demo zu schwenken. Oder gegen Atomkraft und Polizeistaat? Nationalisten würden dann wohl irgendwann kotzen – und fahnenflüchtig
Der Überschwang, mit dem derzeit vielerorts geflaggt wird, hat schon was von Kindern aus strengem Hause, die sich nach Jahren vernunftbegabter Mäßigung beim ersten McDonald’s-Besuch völlig überfressen
Es gibt Auslandseinsätze, gegen die leichter zu argumentieren ist als gegen die Betreuung freier Wahlen im Kongo. Aber: EU-Interventionen müssen stets von gewaltbereiter Zwangsbeglückung à la Bush zu unterscheiden bleiben
Die Reichensteuer, so wie sie ist, kann auch als Ermunterung aufgefasst werden. Und Heye hat es bei seiner Reisewarnung nicht beim unverbindlichen Gutmenschen-Auflauf belassen. Das macht’s erträglicher
Ein Auslandsgeheimdienst, der inländische Journalisten auf Kollegen hetzt, wirft erneut die Frage auf, wofür man bewaffnete Zeitungsschnippsler heutzutage überhaupt noch braucht
Ein Mindestlohn von 8 Euro, wie von der Linkspartei gefordert? Die Gewerkschafter werden sich freuen – vor allem im Baubereich. Die Debatte um einen solchen Lohn kann nur sinnvoll sein, wenn sie europaweit geführt wird
Steuererhöhungen? Wenn die SPD den fragwürdigen Weg mitgeht, die Unternehmen aus den Sozialversicherungen zu entlassen, muss sie Vorschläge machen, wie das Land trotzdem Sozialstaat bleiben kann
Gewalt an Schulen ist nicht neu, sie wird nur endlich wahrgenommen: Wer Pisa nicht hören wollte, muss Rütli fühlen. Leider führt das Thema statt zum Nachdenken zu enthemmtem Themendurchfall zur Zuwanderungspolitik
Wo immer der Traum von der vereinigten Linken geträumt wird, sitzt der unumarmbare Stasi-Igel schon rum und es geht in die Hose. Erinnert sich noch wer daran, wie CDU und FDP die Blockflötenparteien eingesackt haben?