Mit DDR-Faksimile-Ausweis in der Deutschen Kantine am Flughafen Tempelhof: Das Theaterstück „Westflug“ erzählt die Geschichte einer schweren Entscheidung zwischen Ost und West. Doch trotz der genauen Recherche fehlt den Figuren Tiefe
„Damals haben mich alle für verrückt erklärt“: Zum 13. Mal zeigt Michael Batz in der Speicherstadt den Hamburger Jedermann. Faszinierend findet er den Stoff, den er stetig aktualisiert, noch immer
Vielfalt der Abstürze: Jeden Monat laufen in Berlin gleich vier oder fünf neue Theaterstücke an,die das neoliberale Subjekt auf dem Weg der Anpassung und der Selbstzerstörung begleiten
Die Regisseurin Annette Kuss collagiert in ihrem Stück „Freudendienste“ Interviews mit Sexarbeiterinnen.Das Bordell als Bühne wird zum Publikumsmagneten, eine tiefere Auseinandersetzung verwischt in Clip-Ästhetik
„Die Verstörung“, das neue Stück von Falk Richter an der Schaubühne, ist eine traurige und sehr kalte Schönheit – übertreibt es aber ein bisschen mit der Menge der katastrophischen Spannungskurven
White trash rules! Das gilt auch für Dostojewskis „Schuld und Sühne“, zumindest in Frank Castorfs Bearbeitung für die Volksbühne. Überschreitung und Provokation sehen heute trotzdem anders aus
Bei „Schicksal“, einer Kooperation zwischen einem Jugend-, einem Studenten- und einem Gefangenentheater in der JVA Plötzensee, war das Theaterspiel beinahe das Unwichtigste
Die Trägheit des White Trashs: Rafael Spregelburds „Die Dummheit“ gerät an der Schaubühne nicht zum Action-Stück über die Suche nach schnellem Geld, sondern zur zähen Milieustudie der Las-Vegas-Glücksritter der traurigen Gestalt
Geschichten aus der Produktion (3): Die Berliner Fabrik Kryolan stellt Filmblut, Puder oder auch Camouflageschminke her. Als Kunden hat man Theater, Filmfirmen – und auch ein paar Armeen
„Augenblick mal“, das Theatertreffen für die Jugend, leuchtet die dunklen Ränder der Kindheit an. Künstlerisch hervorragend und dennoch ein Stiefkind der Kulturpolitik
Mit ihrem Stück „Betrachte meine Seel“ will Christiane Pohle in den Sophiensælen die leere Mitte erkunden, die im Kern aller Lebenszusammenhänge, Weltutopien und Zivilisationskritik existiert
Mütter, Männer und Taxifahrer: Der erste Berliner Jammerwettbewerb im Theaterdiscounter bot Zeitjammern, Synchronjammern und Spontanjammern. Es fehlte nur an der Wehleidigkeit des echten ichbezogenen Jammerns
In seinem Heiner-Müller-Abend am Deutschen Theater „Germania. Stücke“ versucht Dimiter Gotscheff die Texte des Autors möglichst nüchtern auf die Bühne zu bringen. Ganz en passant kitzelt er dabei deren trockenen Humor heraus
Wir alle sind Reisende und verlieren uns, auch auf dem Theatertreffen: In Sebastian Nüblings Inszenierung von „Wilde – der Mann mit den traurigen Augen“, macht das nicht mal unglücklich
Theaterstücke über die Caffè-Lattesierung des Lebens will man eigentlich nicht mehr sehen, oder? Nun, hier ist eines, das zumindest gut umgesetzt wurde: „Stand by“ von Oliver Bukowski im Werkraum des Deutschen Theaters
Von einem Augenblick der Sehnsucht träumen, auf wüst machen und sich dann ins professionell distanzierte Spiel retten: Armin Petras versucht in den Kammerspielen des Deutschen Theaters, „Die Gerechten“ von Albert Camus zu entstauben