Keiner weiß wirklich, wie viele Deserteure es in der jugoslawischen Armee gibt und ob sie nur als Waffe im Informationskrieg eingesetzt werden. Asyl für „Fahnenflüchtige“ gefordert ■ Von Volker Weidermann
■ Serbische Artilleriestellungen an der wichtigsten Straße von Albanien nach Kosovo waren gestern Ziel der Nato-Luftangriffe. UCK berichtet von serbischen Verlusten
■ Italiens Regierungschef will Rußland und China ködern. Die Nato begrüßt alle diplomatischen Initiativen, will aber weiter bombardieren, bis Milosevic einlenkt
■ Chinas Botschaft in Belgrad liegt in Trümmern, weil sie für das Beschaffungsamt der jugoslawischen Armee gehalten wurde. Die Zielplanung der Nato basierte auf falschen Informationen des US-Geheimdienstes CIA
■ Der gemäßigte Führer der Kosovo-Albaner darf mit seiner Familie nach Italien ausreisen. Erstes Treffen mit Premier D'Alema. Die Nato ist nicht zu Konzessionen an Milosevic bereit
■ Allianz weist Verantwortung für Vorfall bei Pec zurück. Nato-Jäger schießt jugoslawische MiG-29 ab. Serbische Oppositionelle fordern Kompromiß mit der Nato
■ US-Politik paradox: Im Repräsentantenhaus scheitert eine Resolution zur Unterstützung des Bombenkriegs ebenso wie ein Antrag auf Rückzug aller US-Truppen vom Balkan
■ Kanzler Schröder sieht nach Gespräch mit russischem Sondergesandten Tschernomyrdin neuen Impuls für Verhandlungen über Kosovo. Nato-Rakete zerstört Wohnhaus in Bulgarien
■ Der Luftangriff auf eine serbische Kleinstadt sorgt bei der Nato für Erklärungsnotstand. Getroffen wurden mehrere Wohngebäude. Die Opfer sind Zivilisten, darunter Kinder
■ Grüne Landesverbände stellen sich hinter Außenminister Fischer. Für die Kritiker der Nato-Bomben gilt die Bundesversammlung als Stichtag für einen eventuellen Parteiaustritt
■ Für die Nato ist die Residenz am Stadtrand von Belgrad ein „legitimes militärisches Ziel“. Offiziell steht Jugoslawiens Staatschef nicht auf der Abschußliste der Allianz. Doch der Druck auf ihn wird deutlich verstärkt
■ Nato-Bomben haben eine Belgrader Parteizentrale zerstört. Auch eine Autobahnbrücke über die Donau blieb von den Angriffen nicht verschont. Die Behauptung des Militärbündnisses, keinen Krieg gegen das serbische Volk zu führen, empfindet inzwischen jeder als blanken Zynismus