Am Boom osteuropäischer Zigeunermusik ist Goran Bregovic nicht ganz unschuldig. Mit seiner Oper "Karmen (With A Happy End)" erklärt er sie zur Hochkultur.
Die Theaterformen in Hannover experimentieren abseits des Mainstream: mit Zirkus, Musical, wundersamen Stadtraumexpeditionen und Workshops mit internationalen Gästen.
Diese Musik liebt nicht die Form, sondern den gelungenen Augenblick: An der Deutschen Oper inszeniert Joachim Schloemer mit Jacques Lacombe am Pult Alexander von Zemlinskys Oper „Der Traumgörge“ von 1906. Die Premiere schafft es, Zemlinskys Beitrag zur Moderne deutlich herauszuarbeiten
Leben im Fall-out des Karikaturenstreits: Die Kritiker der Absetzung von „Idomeneo“ an der Deutschen Oper leben in der gleichen Fantasiewelt wie die gescholtene Intendantin
Jan Jochymski hat „Orpheus, Illegal“ von Juri Andruchowytsch in Leipzig inszeniert: eine beklemmende, witzige und überraschend klischeefreie Groteske über die Festung Europa
Premiere an der Berliner Staatsoper: Stefan Bachmann inszeniert Richard Wagners „Tristan und Isolde“ in einem Bühnenbild von Herzog und de Meuron. Am Pult brilliert Daniel Barenboim
Homers Odyssee als zitatenreiche Irrfahrt durch die Pop-Geschichte: Igor Bauersima inszeniert mit „Oh die See“ ein Musical am Deutschen Schauspielhaus Hamburg
Der britische Regisseur Mark Dornford-May hat Georges Bizets Oper „Carmen“ in einer südafrikanischen Township verfilmt. Das Ergebnis, „U-Carmen eKhayelitsha“, gewann die Berlinale, kommt nun in die Kinos, und siehe da: Übersetzung und Kulturtransfer konnten tatsächlich die Oper entstauben
Premierenmarathon in Berlin: „Sophies Choice“ an der Deutschen Oper, Verdis „Forza del destino“ an der Staatsoper und „Madame Butterfly“ an der Komischen Oper
Sie sind die Spezialisten für das Unerfüllbare: Christoph Marthaler und Anna Viebrock haben die Festspiele Bayreuth mit „Tristan und Isolde“ eröffnet, fast schon kokett auf ihrer Traurigkeit beharrend
Lauter Spielwütige und die geballte Faust der Tradition: Eine Reportage über den Passionsspielort Oberammergau, wo am Freitag nach hundert Jahren Pause „König David“ aufgeführt wird
Eine von Inhaltsschrott befreite Anti-Oper kann sich in die Länge ziehen: Am Samstag hatte „iOpal“ von Hans-Joachim Hespos und Anna Viebrock in Hannover Uraufführung
Figuren, Bewegungen, Gesten: Sie sind bei dem Opernregisseur Christof Loy der Partitur abgelauscht. Sein Konzept ist altmodisch: sich für den Gesang als glaubwürdige Ausdrucksform einzusetzen. „Poetischen Realismus“ nennt der Regisseur, der vom Theater kommt, diese Art der Wahrheitssuche
Unwirklich, sinnlos, aber berauschend schön: Bernd Eichinger bebildert an der Berliner Staatsoper den „Parsifal“ mit Hollywood. Er sucht keinen tieferen Sinn im Gefasel der Gralsritter, sondern die richtigen Einstellungen. Und Daniel Barenboim schwelgt ohne Hemmungen in den Reizen der Partitur
Das Schauspiel Hannover lässt sich von den Londoner West-End-Stars Richard Thomas undStewart Lee das Musical „Stand up“ schreiben. Doch ihr englischer Biss verflacht hier zu Witzeleien