Das Unglück ist vorhersehbar: Beim 40. Berliner Theatertreffen gab es zu viel Konsens über aktuelle politische Konflikte. Auch das Oberflächendesign des Poptheaters hat sich verbraucht. Ein Rückblick
Wie eine sorgsame literarische Dokumentation über den Anschlag der Aum-Sekte auf die Tokioter U-Bahn ohne größere Notwendigkeit in eine Trash-Theaterwelt überführt wird: Haruki Murakamis „Undergrundkrieg“ unter der Regie von Regina Wenig im Dresdener Theater in der Fabrik
Wie lebe und wie sterbe ich: Darüber redet sich manchmal leichter, wenn man sich in sicherer Distanz glaubt. Über Heimat zu erzählen, scheint zurzeit eine Sache des Ostens Deutschlands. Ein Gespräch mit dem Regisseur Armin Petras, der mit „zeit zu lieben, zeit zu sterben“ zum Theatertreffen kommt
Die große Geste lebt und ihre Demontage auch: Die Ruhrtriennale beginnt mit zwei Inszenierungen von Patrice Chéreau und Alain Platel, mit heiligen Klassikern und ihrer Einverleibung als Pop
Wirklichkeitsverlusttheater, das mit seinen vielen kühlen Oberflächen schön anzusehen ist: Fassbinders „Tropfen auf heiße Steine“ in der Inszenierung des Dresdener Regieduos norton.commander.productions im Podewil
25 Jahre nach der Weltrevolution am WG-Tisch: Anselm Weber inszeniert die „Frankfurter Verlobung“, das nachgelassene Stück von Matthias Beltz. Ganz Frankfurt war bei der Premiere dabei. Nur Joschka Fischer fehlte. Der war gerade beim Papst
Netzwerk der Zusammenarbeit, Suchmaschine nach den dramatischen Stoffen der Gegenwart: Beim dritten Festival Internationaler Neuer Dramatik in der Berliner Schaubühne ging es um Krieg, um Sex und das Theater dazwischen. Das Problem ist: Wie nur kriegt man diese Enden zusammengebogen?
Eine neue Jelinek-Uraufführung von einem alten Text: Mit den „Liebhaberinnen“ wirft Martin Oelbermann in Düsseldorf einen arg illusionslosen Blick auf den Besitz und die Körper. Jelineks Satzmechanik funktioniert auch trocken, doch es zeigt sich, ein Schuss Illusion gäbe ihr mehr Wucht
Als Schauspieler setzt Thomas Thieme auf die großen Verlöschenden des Theaters: King Lear, Faust – Figuren mit flackerndem Feuer, nahe am Wasser gebaut. Heute Abend inszeniert der 54-Jährige einen Asozialen in Weimar: Brechts Baal. Ein Porträt
Wenn sich die Gedanken so geschmeidig in Zeilen verweben, dass die Metaphern eifersüchtig werden: In New Yorks Longacre Theatre hat derzeit die aktuelle Creme der „Spoken Poetry“-Szene das Wort. Mit dem „Def Poetry Jam“ probt der Broadway den Brückenschlag zu einem jüngeren Publikum
Ein Abgesang auf die Freiheit, Liebe, Lässigkeit des letzten Jahrhunderts: Jürgen Kruse inszeniert „True Dylan“ von Sam Shepard am Schauspielhaus Bochum
Mit Filmmusik und Schattenrissen: Michael Thalheimer inszeniert „Liebelei“ am Hamburger Thalia Theater. Was die Menschen trennt, steht wie aus hartem Stein
Die Schauspielerin Marianne Hoppe ist tot. Im Kino der Nazizeit war sie die deutsche Antwort auf Katharine Hepburn, im Alter spielte sie die „Knacksdamen“ des modernen Theaters: die großen Tragödinnen, die dem Untergang entgegenschreiten
Routen durch den Dienstleistungsdschungel: In „24 Stunden sind kein Tag. Escape from New York“ darf René Pollesch seine postfordistischen Themenläden in einer kompletten Stadt eröffnen. Als Fluchtpunkt bleibt my private Gütersloh
Vorhölle der sinnlosen Opfer: Elfriede Jelineks „In den Alpen“ erzählt vom Seilbahnunglück in Kaprun, bei dem vor zwei Jahren 155 Menschen starben. An den Münchner Kammerspielen hat Christoph Marthaler ihre Abrechnung mit alpiner Profitgier als morbides Gebirgspanorama in Szene gesetzt
Hier kommt die Gegenwart: Peter Sellars hat für die Ruhrtriennale „Die Kinder des Herakles“ von Euripides in einer Berufsschule inszeniert. Den Haag, HipHop und die Asyldebatte sind auch dabei