Pisa 2000 belegt den Klassencharakter der gegliederten deutschen Schule. Zuwanderer werden diskriminiert. Das Bürgertum sichert seine schulischen Vorteile. Auslese und Abschieben gehören zum nicht hinterfragten Berufsbild der Lehrer. Acht Fragen von JUTTA ROITSCH an die GEW und die Nation
Viele Schüler kommen in der Schule nicht zurecht, weil sie so intelligent sind. Eltern wie Lehrer erkennen Hochbegabungen oft nicht – und wissen mit den kleinen Genies nicht umzugehen
Fünf Monate nach den verheerenden Pisa-Ergebnissen muss gehandelt werden, fordern die Bundessprecher von Eltern, Lehrern und Schülern. Kritik an Schulministern: „Wir haben es satt, dass bislang nichts geschehen ist“
Versagen ist in der deutschen Schule kein Betriebsunfall – es gehört zum Alltag. 40 Prozent der Schüler erleben einen größeren Misserfolg. Sitzenbleiben und Absteigen heißen die Disziplinen, in denen die deutschen Schüler führend in der Welt sind
Die Waffen stecken in Wahrheit nicht dahinter. Und die Computerspiele sind nur Symptom. Die Tat von Erfurt verweist auf die Verzweiflungsnähe, die unsere Kommunikationsgesellschaft erzeugt
Wertevermittlung erfolgt nicht in einzelnen Fächern wie Religion. Bestimmend dafür ist der Schulalltag. Erst in der sozialen Interaktion entschließen sich Individuen, Werte zu übernehmen. Die vielfältigen Formen der Auslese an deutschen Schulen verhindern die Kooperation zwischen Schülern
Die Pisa-Studie untermauert, was Picht schon in den 60ern beklagte: Die Dreigliedrigkeit von Hauptschule, Realschule und Gymnasium legt die Lernchancen von Kindern zu früh fest. Die Gesamtschule konnte nie zur Alternative früher Auslese werden
Dokumentation. Das Deutsche Jugendinstitut konnte in Polizeiakten fremdenfeindliche Straftaten studieren: Die Täter werden häufig gewalttätig erzogen, sie leiden unter Schulversagen und werden in rechtsextremen Cliquen sozialisiert
Knapp drei Monate nach der Pisa-Studie lässt sich die Debatte um die Schulstruktur nicht mehr tabuisieren. Gesamtschullehrer sind vom „Auslese-Bazillus“ befallen. Selbst Baden-Württemberg stößt an die Grenzen des dreigliedrigen Schulsystems
Im Sommer wird der zweite Teil der Pisa-Studie veröffentlicht – wahrscheinlich mit guten Ergebnissen für Bayern im innerdeutschen Vergleich. Wie sehr das Edmund Stoiber nützt, hängt davon ab, ob sich die Präsidentin der Kultusminister, Dagmar Schipanski (CDU), zu seinem Sprachrohr machen lässt
Laut einer Studie informieren die Universitäten immer weniger über die Geschichte des Arbeiter- und Bauernstaates DDR. Vor allem im Süden der Republik interessieren Themen wie SED-Herrschaft und friedliche Revolution kaum
Unterricht ist nicht nur dazu da, Wissen in die Köpfe der Schüler zu transportieren, meint Antonella Mei-Pochtler von der Boston Consulting Group. Selbst organisiertes Arbeiten ist genauso wichtig. Ein „Bildungschampion“ könnte die Schule reformieren
Warum Deutschland seine Schülerschaft so scharf nach Leistung sortiert und selbst Gesamtschullehrer von ihren „Gymnasiasten“ und ihren „Hauptschülern“ sprechen
Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm fordert, nach Pisa über das gegliederte Schulsystem nachzudenken. Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Gaby Behler ist da ganz anderer Meinung: Sie will lieber die Qualität des Unterrichts verbessern
Die Paradelehranstalt der Deutschen, das Gymnasium, hat bei einer Studie schwere Kratzer bekommen: Die Lernfortschritte der Schüler nehmen oft nicht zu, sondern ab. Die erschütternde Botschaft: Gymnasialunterricht langweilt die Besten
Nach Pisa II beschreibt der Bildungsforscher Rainer Lehmann eine typisch deutsche Bildungskarriere: zu Hause nicht gefördert, in Kindergarten und Grundschule unterfordert, früh in die Aufsteiger- und Absteigermilieus verschiedener Schulformen sortiert und mit Routineunterricht gelangweilt