piwik no script img

Archiv-Artikel

„Arten gehen verloren“

ÖLPEST Bremer Meeresbiologin spricht über die Folgen des BP-Desasters vor der Küste Louisianas

Von mwa
Antje Boetius, 42

■ arbeitet am Max-Planck-Institut Marine Mikrobiologie. Seit 2009 ist sie Dozentin an der Uni Bremen.

taz: Frau Boetius, kann man abschätzen, welche Ausmaße die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko erreichen wird?

Antje Boetius: Keiner weiß, wie viel Öl tatsächlich austritt und wo es bleibt. Eine Kollegin, die an der Universität in Georgia arbeitet, erfasst zurzeit Daten über Ölfahnen in der Tiefe. Die große Unbekannte sind diese Ölwolken, die sich in 200 bis 1.000 Metern Tiefe befinden und nicht abgesaugt, gedüngt oder vermessen werden können.

Was genau passiert gerade an der Ölquelle vor der US-amerikanischen Küste?

Es bilden sich dort Wasser-Öl-Gemische, die sich weit verbreiten können. Dadurch werden Arten von Tiefseetieren verloren gehen, die wir möglicherweise gar nicht kennen.

Die Ölpanne soll den Verursacher BP rund 1,25 Milliarden Euro kosten. Wie teuer wäre es gewesen, im voraus Sicherheitsvorkehrungen zu treffen?

Das kann man nicht sagen. Die „Deepwater Horizon“ ist die erste Bohrung dieser Art weltweit. Man befindet sich technologisch auf einem neuen Terrain. Der Konzern hat schlicht und einfach nicht mit einem Misslingen gerechnet.

Also trägt BP die Schuld?

Alle schimpfen aktuell auf BP. Dabei sind auch andere Firmen an dem Unfall beteiligt und eigentlich alle, die billiges Öl brauchen - also auch wir. Vermehrte Nutzung alternativer Energien wird immer wichtiger und es ist zu hoffen, dass dadurch ein Umdenken in der Risikoabschätzung bei Tiefsee- oder Arktisbohrungen bewirkt wird. Interview: mwa

18 h, Haus der Wissenschaft