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Arte-Reihe zur OktoberrevolutionSchiwagos Erben

Ausgerechnet eine gefühlige Doku markiert das Ende der Arte-Reihe zur Oktoberrevolution: "Die Gräfin und die Russische Revolution".

Blaues Blut? Nora, die Gräfin im Krankendienst (Monica Czernin) hat sich verletzt . Bild: arte

Die Schwerpunktreihen im Arte-Programm sind eine feine Sache, ein seltenes Juwel in der deutschen Fernsehlandschaft. Die vergangenen Wochen standen ganz im Zeichen der Oktoberrevolution, zum 90. Jahrestag des historischen Ereignisses wurden weit überdurchschnittliche Filme etwa über "Trotzki" oder den "Oktober 1917" gezeigt. Dass Arte die Reihe heute mit der Dokumentation "Die Gräfin und die Russische Revolution" beschließt, ist aus zwei Gründen zu bedauern: Erstens, weil man zu dem spannenden Thema gerne noch ein paar Filme mehr von so guter Qualität gesehen hätte. Und zweitens, weil es ausgerechnet dem Abschlussfilm genau hieran gebricht - an Qualität.

Dabei werden der Erste Weltkrieg und die Revolution in Russland hier durchaus einmal auf neue Weise aufgerollt. Der Film erzählt von den zaristischen Kriegsgefangenenlagern in Sibirien und im Kaukasus. Er beschreibt gelungen die dort herrschenden katastrophalen Bedingungen - und dass für nicht wenige der fern der Heimat Internierten die Revolution zur neuen, ideologischen Heimat wurde. So etwa für den späteren kommunistischen Revolutionskommissar und noch späteren sozialdemokratischen Bürgermeister von Westberlin, Ernst Reuter.

Der Film erzählt aber auch - und vor allem - von der böhmischen Gräfin Nora Kinsky und ihren fürsorglichen "Schwesternreisen" zu den Gefangenen. Eine spannende Einzelbiografie soll das Zeitgeschehen personalisieren und emotionalisieren. Das ist nicht schon generell verwerflich, erfordert aber ein Augenmaß, welches der Autorin Monica Czernin gänzlich abhandengekommen ist. Czernin ist die Urgroßnichte von Nora Kinsky, und der Nachlass der adligen Rotkreuzschwester, Archivaufnahmen und die O-Töne von sieben (!) Historikern waren ihr nicht genug: Czernin spielt zu allem Überfluss ihre Ahnin selbst. Dazu kommt reichlich Re-Enactment, das mehr oder minder faktentreue Nachspielen historischer Momente. In weich gezeichneten und ganz in schwarzweiß gehaltenen Spielszenen führt Czernin die Zuschauer bis in die Kindheit ihrer Ahnin zurück, lässt diese zu ihrem Lieblingspferd sprechen und sich Jahre später von ihrem russischen Begleitoffizier Boris dessen Mantel um die Schultern legen.

Kaum hat der Erzähler die Bevorzugung der Offiziersränge in den Lagern kommentiert, da meldet sich auch schon Nora Kinsky zu Wort: "Ich habe Boris überzeugt, dass wir immer zuerst die Mannschaftslager besuchen." - Man macht es sich nicht einfach, wenn man mit "Doktor Schiwago" konkurrieren will: "Nora und die Kriegsgefangenen - mit welchen traumatischen Verletzungen werden sie alle nach Hause zurückkehren?", raunt es aus dem Off. Wie der Film dieser Frage nachgeht, ist über eine Dauer von 52 langen Minuten nur schwer erträglich.

Das eigentlich Tragische an Czernins Melodram im dokumentarischen Gewand: Wahrscheinlich hat die historische Person Nora Kinsky tatsächlich Verdienstvolles geleistet. Doch der Film macht es einem unmöglich, das auch zu würdigen.

"Die Gräfin und die Russische Revolution", Mi 20.45 Uhr

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