Arnd Zeiglers Fußballsendung: Der Stefan Raab des Fußballs
Arnd Zeigler war Stadionsprecher, Bayern- und Werder-Fan und landete im Radio. Jetzt hat er eine Fernsehsendung: "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs".
Irgendwann, als kleiner Junge, war Arnd Zeigler auch mal Bayern-Anhänger. Aber darüber redet er nicht mehr so gerne. Ausgerechnet Zeigler, den seine Lektorin den "weltgrößten Werderfan", der sich selbst einen "militanten Bremer" nennt. Er sei da eben so "reingeraten", sagt er dann, als Neunjähriger, nach der 74er-WM, jenem Fußballgroßereignis, das sein Leben so nachhaltig prägen sollte. Doch, er sei da schon "zurechnungsfähig" gewesen. Aber seinerzeit waren halt vornehmlich Bayern am Start. Jedenfalls nur ein Werderaner, Horst-Dieter Höttges, ein Außenverteidiger, den sie den "Eisenfuß" nannten. Aber Letzteres ist schon wieder was für Liebhaber der Sportstatistik und Fußballhistorie. Wie Zeigler einer ist.
Er ist jemand, der Anekdoten sammelt. Zuallererst für den Hörfunk, wo er seit fast 20 Jahren für Radio Bremen moderiert. Seine Sendungen tragen Namen wie "Planet Arnie" oder "Zeiglers wunderbare Welt des Pop". Bekannter aber - weil bundesweit ausgestrahlt - ist seine wöchentliche Radiokolumne, eine dreiminütige Satire aus zusammengeschnipselten Fußballerzitaten, allerlei Versprechern und misslungenen Kommentaren von Journalisten. Zeigler gehört zu jenen, die das alles - Fußballerzitat: hochsterilisieren.
Seit dieser Saison auch im Fernsehen. Eigentlich, kokettiert Zeigler, wollte er da ja "nie" hin, weil man vor der Kamera nicht in der Nase bohren darf, weil Radio "ehrlicher" sei. Jetzt ist er doch im Fernsehen, nein: Es kommt zu ihm. Die TV-Ausgabe von "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" wird aus seiner Wohnung gesendet, für den WDR, aber aus Bremen, jeden Sonntag zwischen 0.15 und 0.45 Uhr. Da sitzt er dann, in seiner "Höhle", wie er sie nennt, hinterm Schreibtisch, zwischen Fußball-Gimmicks. Eigens angefertigten Schreibtischleuchten etwa, die aussehen, wie die Flutlichter im Weserstadion. Dort erfüllt er sich seit sieben Jahren seinen Jungentraum - als Stadionsprecher.
Die Szene in seinem Studio erinnert an Stefan Raabs "TV Total", was nicht zuletzt daran liegt, dass auch Zeigler allerlei Filmchen präsentiert, Fundstücke aus dem WDR-Archiv. Filme, in denen ein heiserer Fan von Fortuna Düsseldorf eine Rolle spielt, weihnachtliche Einschlafgedichte von Berti Vogts, verschossene Elfmeter, deren Schütze hernach verletzt ausgewechselt werden musste, dessen Schuss das Tor nie erreichte. Ansonsten dürfen ihm die anderen ins Wort fallen: Jene Anrufer, mit denen Zeigler all die Spiele diskutiert. Es geht dann ein bisschen her wie am Stammtisch. Oder bei Delling & Netzer. An guten Tagen schalten 200.000 ein, manchmal auch nur 40.000. Ergibt einen Marktanteil von durchschnittlich rund fünf Prozent. "Wir sind damit hochzufrieden", sagen sie beim WDR. Zumal die Statistik viele Frauen verzeichnet. Obwohl Zeigler selbst ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Frauenfußball hat. Wie Werder auch.
Vor ein paar Jahren hätte Zeigler auch mal Sportreporter beim WDR werden können, aber er will ja "immer Fan bleiben", bei allem, was er macht. Also bewegt er sich an einer "komischen Nahtstelle": Manche Sportjournalisten sehen ihn nicht als einen der ihren, die Werderoffiziellen aber auch nicht, da mag er noch so sehr mit ihnen per Du sein. Zeigler, der Kumpeltyp.
Und so ist er ein professioneller, bezahlter Fan, der seinen Verein mit einer perfektionistischen Akribie, ja, mit einer gewissen Pedanterie in Büchern aufarbeitet, der ihm Lieder widmet, die es bis in die Charts schafften. Ein 42-Jähriger, der sich von seinem Aufstieg zum B-Promi durchaus geschmeichelt fühlt. Aber auch verunsichert. Und der am Ende vor allem eines ist: ein kleiner Junge, der sich für Fußball interessiert. Und Pop.
"Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" - Sonntags, 0.15 Uhr, WDR
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