Armee umstellt Klöster in Tibet: Mönche wehren sich gewaltsam

Bei anhaltenden Protesten in Lhasa gehen Polizeifahrzeuge in Flammen auf. USA fordern China zur Korrektur seiner Tibet-Politik auf. Lhasas Flughafen unter Militärkontrolle.

Tibeter gehen in Lhasa gegen einen am Boden liegenden Feuerwehrmann vor. Bild: dpa

PEKING/DELHI ap/afp/dpa/rtr/taz Die größten Proteste gegen die chinesische Herrschaft in Tibet seit fast zwei Jahrzehnten sind am Freitag in Lhasa gewaltsam eskaliert. Mehrere chinesische Geschäfte gingen in der Altstadt um den Jokhang-Tempel in Flammen auf, wie staatliche chinesische Medien berichteten. Augenzeugen berichteten, aufgebrachte Tibeter hätten Polizisten und Feuerwehrleute attackiert sowie Polizei- und Feuerwehrwagen umgestürzt und in Brand gesteckt.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua sprach von Verletzten. Gerüchte über möglicherweise drei Tote, die in Lhasa die Runde machten, konnten vorerst nicht bestätigt werden.

Augenzeugen zufolge sollen chinesische Panzer auf dem Platz vor dem Potala-Palast aufgefahren sein. Der Palast ist das ehemalige Winterquartier des Dalai Lama, des geistlichen Oberhauptes der Tibeter, und die wichtigste Touristenattraktion der Stadt.

"Überall ist Rauch"

Entgegen den Anordnungen der chinesischen Behörden und trotz massiver Polizeipräsenz seien 300 bis 400 Einwohner und Mönche in Lhasa auf die Straßen gegangen, hieß es weiter. Zehn Demonstranten seien festgenommen worden. "Draußen ist das Chaos ausgebrochen", sagte ein Einwohner Lhasas. "Überall ist Rauch, und es werden Steine geworfen und Fenster eingeschlagen. Wir haben Angst." Bisher seien aber keine Schüsse zu hören gewesen, sagte eine Anwohnerin.

Der Flughafen von Lhasa wurde nach Angaben von Reisenden unter Militärkontrolle gestellt. Es könnten keine Flugtickets gekauft werden, um Tibet zu verlassen, obwohl nicht alle Sitze in Maschinen ausgebucht seien, berichtete eine Reisende.

Die USA haben die chinesische Regierung nach den jüngsten Protestkundgebungen in Lhasa zu einem Kurswechsel in der Tibet-Politik aufgefordert. "Peking muss die tibetische Kultur respektieren", sagte Präsidentensprecher Gordon Johndroe am Freitag in Washington. Die Volksrepublik müsse anerkennen, dass ihre Gesellschaft "multi-ethnisch" sei. "Wir bedauern, dass es zu Spannungen zwischen Volksgruppen und Peking kommt", sagte der Sprecher von US-Präsident George W. Bush weiter. Johndroe bekräftigte die Forderung der USA, dass Chinas Regierung den Dialog mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, dem im Exil lebenden Dalai Lama, aufnimmt.

Auswärtiges Amt: Derzeit nicht nach Tibet reisen

Das Auswärtige Amt (AA) rät wegen andauernder Unruhen derzeit von Reisen nach Tibet ab. "Die Bundesregierung beobachtet die Entwicklungen in (der tibetischen Hauptstadt) Lhasa mit Sorge und ruft alle Seiten auf, Gewalt unbedingt zu vermeiden. Friedliche Demonstrationen sind aus Sicht der Bundesregierung legitimer Ausdruck des Rechts auf Meinungsfreiheit", sagte ein AA- Sprecher am Freitag auf Anfrage. "Angesichts der unübersichtlichen Lage rät das AA von Reisen in das Autonome Gebiet Tibet bis auf

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