■ QUERBEET: Arm
Seine letzte Spielzeit wollte Thalia-Intendant Jürgen Flimm so gerne mit einem echten Hamburger Lokaldramatiker eröffnen, und da entschied er sich statt für den gebürtigen Stellinger Hans Henny Jahnn für den anderen Privatmystiker, den Wedeler und Wahl-Güstrower Bildhauer und Zeichner Ernst Barlach. Wedel gehörte zwar nie zu Hamburg, Barlach zeigt sich in keinem seiner sieben Stücke als wirklich guter Theaterschreiber, weshalb er auch seit Jahrzehnten so gut wie nicht mehr aufgeführt wird, aber trotzdem: Bannich norddeutsch ist er, Wind und Wetter geben den Ton an, und ein symbolisch überhöhter bis verbrämter Realismus drückt aufs Gemüt. In Der arme Vetter – uraufgeführt vor 80 Jahren an den Hamburger Kammerspielen – verhilft der Außenseiter Hans Iver (Martin Rentzsch) per Selbstmord respektive Opfertod dem anfangs kleingeistigen Fräulein Isenbarn (Susanne Wolff) zur Auferstehung im richtigen Leben. Das passiert inmitten einer Grog-trinkenden Gesellschaft natürlich an Ostern. Nur gut vielleicht, daß hier ein gebürtiger Frankfurter Regie führt. Hans-Ulrich Becker war fürderhin fest tätig in Aachen, Heidelberg und Mannheim, ist seit 1995 Hausregisseur am Staatstheater Stuttgart und gibt nun sein Hamburg-Debüt.
Premiere: Sa, 18. September, 20 Uhr, Thalia Theater
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