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Argentinien will SS-Offizier ausliefern

■ Nazi Schwammberger soll an der Deportation mehrerer tausend Juden in Vernichtungslager schuld sein

La Plata/Ludwigsburg (ap/taz) Ein Bundesgericht in der argentinischen Stadt La Plata hat die Auslieferung des mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers Josef Schwammberger an die Bundesrepublik verfügt. Dem früheren SS-Oberscharführer wird vorgeworfen, für die Deportation von mehreren tausend Juden aus den südpolnischen Arbeitslagern Roszwadow und Przemysl in die Vernichtungslager Belzec und auch Auschwitz verantwortlich zu sein. Der Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, Alfred Streim, bestätigte am Donnerstag die Auslieferungsverfügung vom Vortag. Es sei allerdings noch nicht geklärt, wann Schwammberger tatsächlich in die BRD komme. Der inzwischen 77jährige ehemalige SS-Offizier habe noch die Möglichkeit, innerhalb von fünf Tagen beim Obersten Gericht in Argentinien Berufung gegen die Verfügung einzulegen. Beim Landgericht Stuttgart ist nach Darstellung von Streim seit 1973 ein Verfahren wegen Massenmordes gegen Schwammberger anhängig. Der ehemalige SS-Oberscharführer wurde 1987 gefaßt und ist seitdem in La Plata in Haft. Wegen seines Gesundheitszustandes liege er im Gefängniskrankenhaus.

Der am 14. Februar 1912 in Brixen in Südtirol geborene Schwammberger war 1945 von den französischen Streitkräften festgenommen worden. Nach dem Krieg lief gegen ihn ein Verfahren in Innsbruck, in dessen Verlauf er sich 1948 jedoch absetzten konnte. Seit 1949 lebte er in Argentinien, dessen Staatsbürgerschaft er 1965 erhielt. Er soll dort in einer Chemiefabrik gearbeitet haben.

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