Börsen-Albtraum

Mehr als 40 Prozent verlor der DAX 2002. Doch die Hoffnung auf ein besseres Jahr 2003 blüht –einfach so

BERLIN taz ■ Es klappte nicht mehr. Nicht einmal die 2.900er-Marke wollte der Deutsche Aktienindex DAX gestern am letzten Handelstag des Jahres nachhaltig überspringen. Die von Börsianern für psychologisch so wichtig gehaltene 3.000er-Grenze blieb erwartungsgemäß außer Reichweite. Immerhin gelang dem wichtigsten deutschen Index nach den herben Verlusten vom Freitag zum Gongschlag um 14 Uhr noch ein Gewinn von 1,9 Prozent auf 2.892,63 Punkte. Dass die Kapitalmarktstrategen der großen Banken und Investmenthäuser noch vor Jahresfrist durchschnittlich einen Jahresabschluss von 5.779 Punkten vorhergesagt hatten – wer kann sich das heute noch vorstellen?

Mit einem Verlust von mehr als 40 Prozent übers Jahr bescherte der DAX nicht nur Kleinanlegern, sondern vor allem auch Banken und Versicherern einen Albtraum nach dem anderen: Kein einziges der 30 wichtigsten deutschen Unternehmen ging mit einem positiven Saldo aus dem Börsenjahr.

Trotz alledem regiert für das kommende Jahr schon wieder das Prinzip Hoffnung. Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa sehen die großen Banken den DAX Ende 2003 bei 3.800 Punkten – das wäre ein Gewinn von gut 25 Prozent.

Dabei gibt es für 2003, anders als 2001, als der 11. September die Börsen überraschte, und 2002, als systematische Bilanzfälschungen das Vertrauen der Anleger plötzlich versiegen ließen, ein bereits jetzt absehbares Risiko: Wenn die USA den Irak angriffen, könnte der Ölpreis explodieren, und auch die Auswirkungen auf die US-Börsen wären unabsehbar. Und unabhängig von diesen ist die deutsche keineswegs. Im Gegenteil scheint sie besonders anfällig für alle Einflüsse: Der US-Index Dow Jones verlor 2002 nur 15 Prozent, die Indizes in London, Paris und selbst Tokio büßten zwischen 20 und 30 Prozent ein. BW