Von der Wirtschaft eingespannt

Mitziehen gegen die Ökonomisierung von Bildung: Im Rahmen der allgemeinen Protestwelle gegen den Rechtsstaat demonstrierten gestern Mittag rund 150 Studierende der Hamburger Uni und der HWP „für freie Forschung und Lehre“ und gegen den drohenden Umbau der Hamburger Hochschullandschaft. Mit dem Zug vom Audimax über den Gänsemarkt bis zum Hauptbahnhof wurde vor allem gegen das geplante Hochschulmodernisierungsgesetz protestiert, das im Februar/März 2003 beschlossen werden soll.Dieses sieht einen Hochschulrat aus externen Wirtschaftsvertretern vor, der über Politik und Reform der Unis entscheidet. Der Asta befürchtet, dass kritische Stimmen zum Schweigen gebracht werden, wenn die demokratische Mitbestimmung von Studierenden in der Uni-Selbstverwaltung durch Management-Strukturen ersetzt wird. Heftig kritisiert wird auch eine bevorstehende inhaltliche Ausrichtung des Studiums auf die Bedürfnisse der Wirtschaft anstatt auf die gesamte Gesellschaft. An der „Expertenkommission“, die Hamburgs Hochschulen auf wirtschaftliche Verwertbarkeit überprüft, beteiligten sich große Konzerne wie BMW, Bertelsmann, Schering und McKinsey – weshalb sich als Vertreter dieser Firmen verkleidete Demonstranten gestern in einer Kutsche von „Graduierten“ bis zum Hachmannnplatz ziehen ließen (siehe Foto). „Sich von einer Unternehmensberatung durch die Bildungsreform führen zu lassen, ist ein Unding“, erklärte Christoph Breitsprecher vom Fachschaftsrat Germanistik, der die Kutsche organisiert hatte. Auch die im neuen Gesetz vorgesehene Einführung von 500 Euro Gebühren für Langzeitstudierende und die Exmatrikulation von Studierenden, die der Hochschule einen nicht näher definierten „erheblichen Schaden“ zugefügt haben, waren Gegenstand des Protestes. Nach der Abschlusskundgebung informierten die einzelnen Fachbereiche noch an Tischen auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofes die Passanten.JUH/FOTO: ANNE ACKERMANN