Zwei Sender mit alten Signalen

Nach der ersten Rundfunkratssitzung für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) soll die Spitze des Fusionssenders zügig besetzt werden. Das dafür diskutierte Personaltableau produziert jedoch eher Enttäuschung als ein Signal für den Aufbruch

von RAINER BRAUN

Der Ort hatte Symbolkraft, an Glückwünschen und guten Ratschlägen fehlte es nicht, von ungebremster Aufbruchstimmung war dennoch wenig zu spüren. Im Rahmen eines Festakts konstituierte sich nach harzigem Auftakt am Mittwochabend auf dem Babelsberger Studiogelände der Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Die ersten Entscheidungen des Gremiums deuten allerdings darauf hin, dass die Regisseure der Fusion von ORB und SFB auch den RBB in gewohnte Bahnen lenken wollen. Zum Vorsitzenden des Rundfunkrats wurde ohne Gegenstimme erwartungsgemäß Bertram Althausen gewählt, der in gleicher Funktion beim ORB amtiert. Ebenfalls ohne Gegenkandidaten und mit erstaunlicher breiter Mehrheit fiel die Wahl für die ehemalige Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Bärbel Grygier (PDS), als Stellvertreterin aus.

Tempo machen will der Rundfunkrat bei der Kür der neuen Senderspitze. Bis 31. Januar läuft die Bewerbungsfrist für die Intendanz des RBB. Die Wahl des Verwaltungsrates ist auf den 20. Januar terminiert. Ob sich die Wahl der neuen Geschäftsleitung ähnlich zügig gestaltet, darf bezweifelt werden. Denn was die Strippenzieher in den beiden Staatskanzleien im Verbund mit den ARD-Größen bisher dem Vernehmen nach entwickelt haben, sorgt mancherorts schon für Verdruss. Das liegt einerseits daran, dass nach Lage der Dinge – zur Intendantenwahl ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich – eine Paketlösung angestrebt wird, die möglichst viele Interessen bedient. Was im Sinne der Farbenlehre bisher als Personaltableau gehandelt wird –WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf als Intendant, Christoph Lanz als Fernsehdirektor –, lässt vermuten, dass auch in Berlin-Brandenburg die Zeichen kaum auf einen Aufbruch weisen. Denn wo sonst wäre die Zeit reif für eine Personallösung, die Frauen und Männer mit Ostbiografien fördert?

Noch sind die Gelegenheiten für derartige Optionen vorhanden, zumal alle um die medienpolitische Bedeutung der RBB-Gründung wissen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) etwa erinnerte mit Blick auf den Tagungsort Babelsberg daran, dass hier eine „kreative Tradition“ fortgesetzt werde. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erhofft sich „neue Impulse für den Medienstandort“ Berlin-Brandenburg. SFB-Intendant Horst Schättle warnte davor, dass „Menetekel der Finanzen an die Wand zu malen“. Und ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer sieht den Zusammenschluss beider ARD-Anstalten als „Vernunftehe“ zum „absolut richtigen Zeitpunkt“, für die „viele gute Gründe sprechen“. Auch wenn die Fusion mancherorts bei Mitarbeitern und Gebührenzahlern mit Ängsten verbunden sei, müsse nun der RBB nachweisen, „dass die Verlustängste unbegründet sind“.

Das freilich wird nicht einfach, weil der neue Sender mit jährlichen Erträgen von gut 400 Millionen Euro kaum auf Rosen gebettet ist. Das Tarifgefälle zwischen SFB und ORB muss ausgeglichen werden, will man den Betriebsfrieden nicht überstrapazieren. Ökonomisch wird sich der Sender künftig nur die Programme leisten können, die auch finanzierbar sind. Beschlossen ist längst, dass die Kulturwellen Radio 3 und Radio Kultur zusammengelegt werden. Absehbar scheint auch, dass perspektivisch nur ein regionales Fernsehprogramm angeboten wird. Hier sind in der Tat kreative Köpfe in beiden Häusern gefragt, die Qualitätsprogramme für die unterschiedlichen Milieus im Sendegebiet neu entwickeln und Bewährtes fortsetzen.