Buddha soll Schüler lehren

Die Deutsche Buddhistische Union hat bei der Schulverwaltung beantragt, buddhistischen Religionsunterricht erteilen zu dürfen. Das wäre bundesweit der erste Unterricht dieser Art

von PHILIPP GESSLER

Es soll eine bundesweite Premiere werden – und die Chancen stehen gut, dass sie zustande kommt: Die Deutsche Buddhistische Union (DBU) hat gestern in der Schulverwaltung von Senator Klaus Böger (SPD) beantragt, in der Hauptstadt buddhistischen Religionsunterricht anbieten zu dürfen. Sollte die DBU, der Dachverband der buddhistischen Gemeinschaften in Deutschland, die Genehmigung schnell erhalten, sei man in der Lage, schon im kommenden Schulhalbjahr, ab Februar also, die Lehre des Buddha in zwei Schulen der Stadt weiterzugeben, erklärte Sylvia Wetzel, „Ehrenrätin“ der DBU.

Geplant sei der freiwillige Religionsunterricht an zwei Schulen, deren Namen die DBU-Vertreter jedoch nicht nennen wollen, bevor eine Genehmigung vorliegt. Der Unterricht sei zunächst ein „Pilotprojekt“, das nach drei Jahren noch einmal überprüft werden solle. Seien die Erfahrungen positiv, wolle man versuchen, den Religionsunterricht auch in anderen Bundesländern anzubieten, sagte die DBU-Rätin Doris Wolter. Sie verwies auf Erfahrungen in Österreich, wo es buddhistischen Religionsunterricht bereits seit acht Jahren gebe. Auch in Großbritannien werde er angeboten, und zwar schon seit zwölf Jahren.

Nach Auskunft der DBU-Vertreter soll der Unterricht zunächst in maximal 10 Gruppen beginnen. Vorgesehen sind zwei Stunden pro Woche. Die Deutsch- und Philosophie-Lehrerin Renate Noack, Vorstandsmitglied der Buddhistischen Gesellschaft Berlin, steht als erste Lehrerin zur Verfügung. Sollte der Rahmenplan von der Schulverwaltung akzeptiert werden und genug Interesse vorhanden sein, könnten zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden. Vorgesehen seien dafür sechswöchige Zusatzschulungen in der buddhistischen Lehre, die buddhistische Pädagogen absolvieren müssten. Schließlich sei es ein „bekennender Unterricht“, sagte Sylvia Wetzel.

Nach Informationen der DBU leben in der Hauptstadt rund 6.000 Kinder und Jugendliche asiatischer Herkunft, die ein Interesse an einem buddhistischen Unterricht haben könnten. Bis zu 1.000 mögliche Schülerinnen und Schüler könnte es aus Familien deutscher Abstammung geben. Wie viele Kinder zusätzlich aus deutsch-asiatischen Familien stammten, sei bisher nicht ermittelt worden.

Thomas John, Sprecher von Schulsenator Klaus Böger (SPD), gab in einer ersten Reaktion den großen Plänen der DBU zunächst einen kleinen Dämpfer: Schon im kommenden Schulhalbjahr mit dem Unterricht zu beginnen – das sei so gut wie ausgeschlossen. Dafür sei die Zeit zu knapp. Wenn die DBU jedoch dem Schulgesetz genüge und bis dahin alle Fragen, etwa die Zahl der Interessenten, geklärt seien, könnte sie womöglich schon im Sommer mit dem Unterricht beginnen.

Allerdings könnten im kommenden Schuljahr die Hürden für die Genehmigung des Religionsunterrichts der unterschiedlichen Religionen und Konfessionen steigen, wenn das neue Schulgesetz bis zum Sommer verabschiedet worden sein sollte. Denn dem Entwurf Bögers zufolge werden an die Lehrkräfte höhere Anforderungen in Bezug auf ihre Ausbildung gestellt. Bei einem nur sechswöchigen Qualifikationskurs für die Buddhismuslehrer „könnte dies schwierig werden“, sagte John. Allerdings verwies er noch einmal darauf, dass der Unterricht in Berlin auch bei staatlicher Aufsicht und bei Befolgung des Schulgesetzes in „alleiniger Verantwortung“ der Religionsgemeinschaften erteilt werde.