Richter versus Zapatista: Reden und siegen

Geht es nach Mexikos Subcomandante Marcos, trifft er bald auf Spaniens Richter Garzón zum rhetorischen Zweikampf

MADRID taz ■ Wenn es nach dem mexikanischen Subcomandante Marcos geht, wird es das ultimative, globale und zugleich antiglobale Fernsehduell. Der maskierte Rebell sucht die Debatte mit dem spanischen Richter Baltazar Garzón, der durch sein Verfahren gegen den chilenischen Exdiktator Pinochet international bekannt wurde. Ort des Events: die Kanareninsel Lanzarote. Zeitpunkt: die erste Aprilwoche. Das Ganze soll von einer siebenköpfigen Jury überwacht werden. Drei Juroren will der EZLN-Chef bestellen, die anderen vier überlässt er Richter Garzon.

„Wenn Señor Fernando Baltasar Garzón Real den Subcomandante Insurgente Marcos besiegt, hat er das Recht ihn einmal, wo er will, zu demaskieren“, heißt es am Ende eines offenen Briefes des Zapatistenführers, der Anfang vergangener Woche in der mexikanischen Tageszeitung La Jornada erschien. Im gegenteiligen Fall muss sich Garzón verpflichten, die „EZLN juristisch zu beraten“.

Es begann alles mit einem Brief, den Marcos am 12. Oktober diesen Jahres verfasste und in La Jornada veröffentlichen ließ. Darin beschimpft er den spanischen Monarchen als „einen an Verstopfung leidenden König“, und den derzeitigen Regierungschef José María Aznar und dessen Vorgänger Felipe González als „Hofnarren“. Richter Garzón beleidigte er als „Faschisten“ und „grotesken Clown“. Mit dem Verbot der ETA-nahen Partei Batasuna habe Garzón „den politischen Kampf der Basken verboten“, nachdem er sich „mit diesem Lügenmärchen, Pinochet gefangen zu setzen, (in Wirklichkeit verschaffte er ihm nur bezahlte Ferien in London) lächerlich gemacht hat“.

Garzón wollte dies nicht unwidersprochen lassen. In einem offenen Brief an eine andere mexikanische Zeitung, El Universal, konterte er scharf. „Woher nehmen Sie das Recht, ungestraft das spanische Volk zu beleidigen, das seit über 30 Jahren den Terror erleiden muss? Hat ihnen niemand gesagt dass 853 Menschen getötet […] und über 4.000 verstümmelt und verletzt wurden?“, fragt er Marcos. „Ich muss zugeben, dass Sie für mich etwas anderes waren. Ein Beispiel der Kohärenz“, gesteht Garzón. Doch jetzt sei der Zapatistenführer nur noch ein „Schiff ohne Kurs“.

„Ich fordere Sie auf: Wo immer sie wollen, können wir ohne Maske, von Antlitz zu Antlitz, über Terrorismus, Rebellion, Würde, Kampf und Aufstand reden“, endet Garzón seinen Brief. Marcos scheint dazu gewillt.

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