Es droht der Staatsbankrott

ENTSCHEIDUNG EU-Finanzminister stoppen weitere Hilfe und geben Griechenland die Schuld. Als Erstes könnte Bargeld knapp werden

BRÜSSEL/BERLIN afp/dpa/taz | Kurz vor Ablauf des aktuellen Hilfsprogramms für Griechenland steuert das hochverschuldete Land auf einen Bankrott zu. Die Eurogruppe lehnte am Wochenende eine Verlängerung des am Dienstag auslaufenden Hilfsprogramms für Athen ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) entschied allerdings am Sonntag, die Notfallhilfe für Griechenland vorerst aufrechtzuerhalten.

Die Euro-Finanzminister hatten am Samstag eine Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms verweigert. Ohne frisches Geld kann Athen am Dienstag fällige Kredite an den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 1,5 Milliarden Euro nicht zurücküberweisen – es droht der Staatsbankrott.

Zuvor hatte der griechische Regierungschefs Alexis Tsipras überraschend angekündigt, die Griechen in einem Referendum über die Bedingungen für weitere Finanzhilfen abstimmen zu lassen. Die Volksbefragung ist für den 5. Juli geplant – eine Einigung hätte aber bis zum 30. Juni erfolgen müssen. Das griechische Parlament stimmte in der Nacht zum Sonntag für das Referendum. Tsipras forderte die Griechen auf, beim Referendum mit Nein, also gegen die Gläubiger-Forderungen zu stimmen.

Das Scheitern der Verhandlungen ist die alleinige Verantwortung der Regierung in Athen“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel sagte, er sei „entsetzt, dass die Griechen ein sehr weit gehendes Angebot abgelehnt haben“.

In Griechenland bildeten sich vor Bankautomaten Schlangen, weil viele versuchten, ihr Geld abzuheben. Das Auswärtige Amt riet Griechenland-Reisenden, sich vor der Einreise mit ausreichend Bargeld zu versorgen.