LESERINNENBRIEFE
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Fracking ist inakzeptabel

■ betr.: „Endlich fracken“, taz vom 13. 6. 15

Laut Internationaler Energieagentur (IEA) müssen mindestens zwei Drittel der globalen Vorräte an fossilen Brennstoffen unter der Erde bleiben, um den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten. Warum also sollte da Erdgas mit einer Methode gefördert werden, deren Gefahrenpotenzial derzeit nicht überblickbar ist? Die Zusammensetzung der für die Bohrung benötigten Frack-Fluide wird von den Erdgas-Unternehmen zum Teil geheim gehalten. Nach Erkenntnissen von Fracking-Bohrungen bei anderen unkonventionellen Lagerstätten kommen die Gutachter des Umweltbundesamtes (UBA) zu dem Schluss, dass „die ausgewählten Frack-Fluide hohe beziehungsweise mittlere bis hohe human- und ökotoxikologische Gefährdungspotenziale aufweisen“.

Neben der Gefahr von Verunreinigungen von Böden, Wasser und Luft steht nun auch die Frage nach der Ursache der Leukämiefälle in Bothel an. Während ein Exxon-Chemiker sagte, „eine Gesundheitsschädigung ist uns nicht bekannt“, die Bundesregierung auf eine Anfrage mitteilte, sie könne gegenwärtig nicht einschätzen, ob die erhöhte Krebsrate in Bothel mit der Erdgasförderung zusammenhänge, stellte der Naturschutzverband Nabu an mehreren Förderstellen anhand von Proben zu viel Quecksilber fest und das Bergbauamt bestätigte die Funde. Nach Nabu ist es „absolut inakzeptabel und grob fahrlässig, jetzt über die Ausbeutung von unkonventionellen Lagerstätten mit Hilfe von Fracking-Technologie nachzudenken“. Die Dementis der Firmen lassen fatal an die Leugnung der Atomindustrie für die Ursache der Leukämiefälle nahe dem Atommeiler im Emsland denken. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Sollen die Toten über uns kommen

■ betr.: Das Grabmal vor dem Kanzleramt“, taz vom 16. 6. 15

Mit welcher Arroganz sehen manche Menschen zu, wie andere verrecken. Wie viel Angst haben andere vor dem Fremden und davor, etwas abgeben zu müssen von etwas, was immer zu wenig scheint. Und vergessen, wie viele im Winter 1945 Hunderte von Kilometern laufen mussten und verhungerten und erfroren. Jeder Vierte dürfte doch Großeltern haben, die davon erzählen können. Sollen die Toten über uns kommen und uns daran erinnern, was Würde ist und dass wir Geld nicht essen können. G. ENDELE, Horn-Bad Meinberg

Das Wesen des Sexismus

■ betr.: „Das Politikum“, taz vom 17. 6. 15

Was sollen wir aus diesem Artikel lernen? Dass mal wieder diese doofen, ewig grundlos beleidigten Emanzen schuld waren, dass so ein braver kleiner Grüner, ein wahrer Linker zudem (der ganz bestimmt nicht sexistisch ist, auch wenn er Frauen, die es wagen, gut auszusehen, grundsätzliche Unfähigkeit unterstellt und sie mit expliziten Schimpfworten bedenkt), ein paar ungemütliche Tage verbracht hat? Genau das ist das Wesen des Sexismus und aller anderen Ismen: Nein, ich hab nix gegen Schwule, solange sie sich angemessen schämen und nicht heiraten wollen. Nein, ich hab nix gegen Ausländer, solange sie im Ausland bleiben. Und natürlich: Nein, ich respektiere Frauen, solange sie in der Politik nicht erfolgreicher sind als ich.

MONIKA BENDER, Bodenheim

Pyrrhussieg der Bio-Verbände

■ betr.: „Keine extra Pestizidgrenzen für Ökolebensmittel“, taz vom 17. 6. 15

Geil! Anbauverbände höhlen Verbraucherschutz aus! Wenn das mal kein Pyrrhussieg der Bio-Verbände ist! Die Chance, endlich die zulässige Teilbetriebsumstellung abzuschaffen und bessere Haltungsbedingungen für die Nutztiere vorzuschreiben, ist damit auf die nächste Revision verschoben. Wo aber sind meine Alternativen bis dahin?

THOMAS WARNKEN, Bremen