Moabit wehrt sich

DEMO Mit Parolen aus dem Megafon wollten sie Flüchtlingen Angst machen. Doch eine Gegendemo mit 1.000 Menschen verhinderte diesmal einen „Bergida“-Aufmarsch vor einem Flüchtlingsheim in Moabit

In den letzten Wochen zogen Anhänger der Bürgerbewegung „Bergida“ zweimal durch Moabit. Am vergangenen Montag wollten sie wieder gegen Migration und Flüchtlingsheime demonstrieren. Dieses Mal klappte das nicht.

Rund 1.000 Menschen folgten dem Aufruf der Bürgerinitiative „Moabit hilft“ und trafen sich zu einer Gegendemonstration. „Solche Leute dürfen keine Stimmung in unserem Bezirk machen“, stellt Diana Henniges von „Moabit hilft“ klar. „ Und wir sind begeistert, wie viele Menschen dieser Meinung sind. Die Beteiligung war beeindruckend.“

Zahlreiche Menschen entschieden sich spontan, den Weg vom kleinen Tiergarten bis zum Hauptbahnhof mitzulaufen. Viele trugen keine Fahnen und nicht alle riefen lautstark Parolen mit. Doch sie stellten sich den Islamgegnern und Migrationskritikern in den Weg.

Die Initiative „Moabit hilft“ konnte mit dem Protestzug verhindern, dass die „Bergida“-Demonstranten bis nach Moabit laufen konnte. „Damit haben wir unser Ziel erreicht“, erklärt Henniges. Sie unterstützt mit ihrem Team Flüchtlinge mit Deutschkursen und Kinderbetreuung. Am Hauptbahnhof trafen beide Seiten aufeinander. Den rund 1.000 Gegendemonstranten standen nicht mehr als 80 „Bergida“-Anhänger gegenüber. Die Menschen in der kleinen Gruppe schauten verstohlen auf die andere Seite des Platzes. Eine Frau hatte sich in eine rot-weiße Berlin-Flagge mit schwarzem Bären gehüllt. Kurz brüllten ein paar Leute Parolen. Die gingen aber sofort in den Rufen der anderen Seite unter. Nach ein paar Minuten merkten sie wohl, dass sie auf verlorenem Posten waren, und machten sich auf den Weg zum Brandenburger Tor.

Bei ihrer letzten Demonstration in Moabit in der vergangenen Woche liefen die „Bergida“-Unterstützer bis in die Nähe des Flüchtlingsheims im ehemaligen Vermessungsamt Mitte. Dort leben zurzeit 160 Menschen. „Sie standen dort mit Megafonen und schrien die erste Strophe der Nationalhymne. Es war beängstigend, auch für die Bewohner der Unterkunft“, schildert Henniges. „Wir wollten mit allen Mitteln verhindern, dass so etwas noch mal passiert.“

Dass sie damit Erfolg hatten, scheint auch den Bezirksbürgermeister von Moabit zu freuen. Christian Hanke bedankte sich am Dienstag bei den Demonstranten. LUCA SCHULTE-GÜNNE