Rohe Eier vom Stromkasten

KIEZ HSV-Fans werfen Eier auf TouristInnen und werden von Stadtführern angezeigt

Der Stromkasten ist eine Facebook-Gruppe oder eigentlich eine Gruppe von Freunden, die sich wochenends vor einem Kiosk auf St. Pauli zum Trinken trifft. Was sie verbindet, ist die Liebe zum HSV. Was sie in die Öffentlichkeit gebracht hat: Eier-Attacken auf TouristInnengruppen. Die Stadtführer wollen sich das nicht gefallen lassen.

Vor drei Wochen flogen zum ersten Mal rohe Eier vom Stromkasten. Es war das Wochenende des Eurovision Song Contest (ESC). 6.000 Menschen drängten sich auf dem Spielbudenplatz. Drei Ecken weiter die Davidstraße hoch, vor dem Kiosk „Topkauf“, standen circa 30 HSV-Fans am Stromkasten, der eigentlich ein Zeitungskasten ist, und tranken billiges Bier vom Kiosk.

Die Idee, Eier in das ESC-Publikum am Spielbudenplatz zu werfen, sei „aus dem Suff heraus“ entstanden, sagte ein Mitglied der Gruppe. Offenbar bereitete das Eierwerfen den HSV-Fans so viel Spaß, dass sie zwei Wochen später wieder Eier warfen – diesmal auf vorbeikommende TouristInnengruppen.

Das fanden die Guides der Touri-Gruppen dann wiederum nicht so witzig. Nachdem sich vergangenen Samstag 88 Leute bei Facebook zum Saufen und Eierschmeißen am Stromkasten angekündigt hatten, alarmierte ein Touristenführer die Polizei. Die kam mit einer Hundertschaft und bereitete den betrunkenen Eierwerfern ordentlich Stress: Von 14 Personen wurden die Personalien aufgenommen, gegen einen von ihnen wurde Strafanzeige erstattet.

Seit einem Jahr trifft sich die Gruppe dort regelmäßig: „Es ist gemütlich und der Alk ist billig“, sagte ein Mitglied der taz. Letzten Winter stellten ihnen die Kioskbetreiber sogar einen Heizpilz an ihren Zeitungskasten. Als Motiv fürs Eierwerfen nannte ein Stromkasten-Mitglied, von TouristInnen genervt zu sein. Andere hingegen fänden das Ganze einfach nur witzig. Auf jeden Fall wolle man sich weiter dort treffen. Der Kiosk hingegen wird an Wochenenden abends vorerst keine Eier mehr verkaufen.  KSCH