Niedrige Löhne sichern Aktiengewinne

POSTSTREIK Die Post lehnte im Tarifkonflikt mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eine Schlichtung ab. Seit Montag streiken Beschäftigte – für höhere Löhne und um zu verhindern, dass KollegInnen in eine Tochtergesellschaft ausgelagert werden

■ betr.: „Post plant bis zu 5 Euro weniger Lohn“, taz vom 10. 6. 15

Die Argumentation der Deutschen Post AG zeugt nicht nur in sozialer Hinsicht – Stichwort Teamgeist – von veraltetem Managementdenken. Gerade im Bereich des E-Commerce kommt es mehr denn je darauf an, dass man über einen guten Service bei der Paketlieferung sowohl die Kunden, die ein Produkt geordert haben, als auch die Onlineshops zufriedenstellt. Dafür taugt der Niedriglohnsektor aber nicht, da sich die günstigen Versandkosten sehr schnell in ihr Gegenteil verkehren, wenn durch zu wenig und oftmals auch demotiviertes Personal die Ware nicht zum vereinbarten Termin an einem bestimmten Ort eintrifft.

RASMUS PH. HELT, Hamburg

■ betr.: „Bis zu fünf Euro weniger Lohn, taz.de vom 9. 6. 15

Die Frage lautet: Können wir uns die Aktionäre noch leisten? Vielleicht sollten die mal ein paar Tage Pakete austragen. Mal spüren, wie arbeiten geht. Und sich dann noch sorgen müssen, weil der Hungerlohn nicht reicht.

Gesellschaftlich betrachtet, haben wir zu stark auf Betriebswirtschaftler gesetzt. In Zeiten des extremen Egoismus wird zu wenig an die – ich will jetzt nicht Volkswirtschaft sagen – Gemeinschaft gedacht. Alle müssen von ihrer Arbeit leben können, ohne krank zu werden! ZEBRA, taz.de

■ betr.: „Bis zu fünf Euro weniger Lohn“, taz.de vom 9. 6. 15

Soso, die Aktionäre haben ein Recht auf Gewinne, die Mitarbeiter aber kein Recht auf Löhne, von denen sie gut leben können. Dann, würde ich vorschlagen, verzichtet die Post einfach auf die Mitarbeitenden, dann kann sie ganz, ganz viel Lohnkosten einsparen, das führt sicher zu neuen Megagewinnen.

Es ist eine Mär, dass die Post in einem harten Wettbewerb mit der Konkurrenz steht, weder qualitativ noch quantitativ kann die Konkurrenz der Post das Wasser reichen, schlecht bezahlte Arbeitnehmer arbeiten nämlich meist auch unzuverlässiger. Es gab Zeiten, da musste ich jedem Paket bei Hermes hinterhertelefonieren, also versende ich schon lange nicht mehr mit Billigversendern, weil ich bangen muss, ob die Ware ankommt. Und mehr als eine Milliarde Gewinn nach Steuern wird doch wohl noch reichen für die Forderungen der Gewerkschaften. Wenn das nur 700 Millionen wären, würde die Welt auch nicht untergehen. Und selbst die Post behauptet, dass die Gewerkschaftsforderungen nur 300 Millionen kosten (vor Steuern, das wären also nach Steuern nur 150 Millionen, wenn die Post Spitzensteuersatz zahlen würde, was sie sicher nicht tut).

Die Post hat in den letzten Jahren schon so einiges zum Nachteil der Kunden rationalisiert. Die Touchdisplays der neuen Packstationen gehen schlechter als die alten, es ist eher ein Zufall, wenn der Barcode mal erkannt wird, und dann darf man die Zahlen von Hand eingeben, weil die Post wieder gespart hat.

Und die Schnittstelle zum Kunden übernehmen schlechte Agenturen, die kriegen dann die Wut der Leute ab, obwohl sie selber Leidtragende des Systems sind.

LEE MA, taz.de

■ betr.: „Bis zu fünf Euro weniger Lohn, taz.de vom 9. 6. 15

@LEE MA – Es ist leider ein Irrglaube, dass Qualität und Nachhaltigkeit grundlegend vom Kunden geschätzt werden. Ansonsten würde unsere Kleidung nicht aus der Dritten Welt kommen. Und ganz aktuell: Das massive Wachstum des Paketmarktes existiert nur, weil den Menschen der Weg zur Buchhandlung und zum Einzelhandel viel zu mühsam und Amazon ja so bequem ist. Wir sichern ja lieber den Job der scheinselbstständigen Paketzusteller als die des Buchhändlers. Außerdem hat man dann ja auch mehr Zeit, um sich gegen den sterbenden Einzelhandel einzusetzen. Da muss die Politik doch mal einschreiten.

Zu Ihrem Vorschlag: Ich könnte mir vorstellen, dass die Auslagerung eine der Alternativen zur Reduzierung des Paketgeschäftes war. Ich kann verstehen, dass eine Lohnreduzierung nicht ohne Widerspruch durchgewunken werden kann, aber die ist nur eine Reaktion auf das scheinbar drastische Lohngefälle in dem Sektor.

Die höhere Qualität der Postmitarbeiter kann ich nicht bestätigen. Wie bei Ihnen ist das natürlich nur ein Einzelfall, aber ich bin echt entsetzt gewesen, wie viele Briefe schon „unbekannt verschollen“ sind. QUESTOR, taz.de

■ betr.: „Bis zu fünf Euro weniger Lohn“, taz.de vom 9. 6. 15

Für Gewinne braucht man heute Ausbeutung, so liest sich das.

Besonders abstoßend finde ich, dass das Hauptargument die niedrigen Löhne der Konkurrenz sind. Am Ende verarmen Menschen, die Vollzeit arbeiten. Das ist doch pervers und sollte von Staats wegen einfach unterbunden werden. Es ist doch so: Wenn ich acht Euro für eine Lieferung bezahlen muss, bestelle ich einfach seltener und bündele meine Wünsche. Das wäre insgesamt viel besser. So läuft diese Sache doch aus dem Ruder.

ANDREAS_2020, taz.de

■ betr.: „Bis zu fünf Euro weniger Lohn“, taz.de vom 9. 6. 15

Der Skandal ist, dass ein Staatsbetrieb mit dem Beispiel vorangeht und den ohnehin löcherigen „flächendeckenden Mindestlohn“ unterläuft. Die Koalition bekennt sich damit freimütig zu Ausbeutungspraktiken.

RUGERO, taz.de

■ betr.: „Die Bürde der Boten“, taz.de vom 9. 6. 15

Es wird sehr gerne die schwäbische Hausfrau zitiert: Man könne nicht mehr ausgeben, als man einnimmt. Leider werden kaum mehr ihre anderen Einsichten ventiliert: Was nichts kostet, ist auch nichts wert, und: Armut kann man sich nicht leisten. Das gilt gerade im Dienstleistungsbereich auch für die menschliche Arbeit. Wer seine Leute nicht anständig bezahlt, der bekommt auch nur schludrige Arbeit, dessen Pakete werden sogar von den eigenen Mitarbeitern geklaut, wenn die eh nix zu verlieren haben außer ihren Drecksjob.

Hermes, DPD und so weiter sind was für einfache Massenzustellung, wo nicht gar soo wichtig ist, ob da mal ein Paket gar nicht oder drei andere Tage später zugestellt werden. Das große Geld aber ist da nicht zu machen.

SEERÄUBERJENS, taz.de

■ betr.: „Die Bürde der Boten“, taz.de vom 9. 6. 15

Das ist der Kampf der Hufschmiede gegen die Autos, was nicht sein darf, kann nicht sein. Momentan erlebt man, wie geschmeidig die Versender reagieren. Statt DHL liefert jetzt Hermes. Natürlich könnte man sagen, das Austragen von Briefen und Paketen ist eine superwichtige und komplizierte Aufgabe. Meines Wissen kassieren Postboten momentan mehr als 17 Euro die Stunde für ihre Tätigkeit. Sorry, das ist schon sehr ordentlich, dann noch zu streiken grenzt schon an Größenwahn. SOMMER GREGOR, taz.de