79.000 Jugendliche ohne Halt

BERLIN taz | Der Sparzwang in den Kommunen ist nach Ansicht des Deutschen Jugendinstituts hochriskant für Jugendliche in schwierigen Lebenslagen. So würden insbesondere Jugendliche aus Heimen aufgrund des kommunalen Kostendrucks entgegen pädagogischer Vernunft oftmals unverhältnismäßig früh in eigenen Wohnungen unterbracht. Was dann oft dazu führte, dass sie verwahrlosen, vereinsamen und schließlich aus der Wohnung sowie staatlichen Unterstützungssystemen fliegen.

Nach Hochrechnungen des Deutschen Jugendinstituts gibt es bundesweit etwa 79.000 „entkoppelte Jugendliche und junge Erwachsene“ zwischen 15 und 27 Jahren, die weder in Schule noch Ausbildung sind, keinem Beruf nachgehen und nicht beim Jobcenter gemeldet sind. In einer aktuellen Studie hat das DJI die Lebensläufe dieser Jugendlichen untersucht. „Es mangelt nicht an staatlicher Unterstützung“, bilanziert Studienautorin Birgit Reißig. „Aber die einzelnen Maßnahmen sind nicht aufeinander abgestimmt.“ Das DJI plädiert dafür, einen Ausgleichs- und Fördertopf beim Arbeits- und Sozialministerium aufzulegen, aus welchem Kommunen Betreuungsgelder für über 18-Jährige finanzieren. ANNA LEHMANN