Die freche Frau aus dem All

Samantha Cristoforetti ist die Frau mit dem bisher längsten Weltraumaufenthalt

Alles, was bei ihr auf den Tisch kommt, ist Bio, egal ob Fisch, Obst oder Cerealien. An sich wäre das keine Nachricht, doch auch im Weltall, auf ihrer Langzeitmission in der ISS-Raumstation, wollte Samantha Cristoforetti, 38-jährige italienische Astronautin, nicht von ihren Ernährungsgewohnheiten lassen. Schließlich brachte sie, auf die Erde zurückgekehrt am Donnerstagnachmittag, mehr als sechs Monate im Orbit zu – und wurde damit die Frau mit dem bisher längsten Weltraumaufenthalt.

Blitzende Augen, ein verschmitztes Lächeln, ironische Kommentare auf Twitter (dort hat sie über 500.000 Follower) bis zum letzten Tag im All: Die junge Pilotin und Wissenschaftlerin beweist immer wieder großes Talent sowohl fürs komische Fach als auch für PR. Mal trällert sie, für einen Spot der Unicef, John Lennons „Imagine“ aus der Raumstation, mal macht sie eine Live-Schaltung zum Schlagerfestival von San Remo, mal führt sie vor, wie man bei Schwerelosigkeit Espresso trinkt: entweder aus dem versiegelten Plastikbeutel – oder indem man den durch die Luft wabernden Kaffeetropfen mit dem Mund auffängt.

So spaßig sie im Auftritt daherkommt, so ernst ist Gregoretti allerdings bei der Sache. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im norditalienischen Trentin, studierte sie Ingenieurwesen an der TU München und heuerte dann bei der italienischen Luftwaffe an. 2009 ging die Pilotin zur ESA, der Europäischen Weltraumagentur, mit dem Ziel, als Astronautin ins All zu fliegen. Am 23. November 2014 war es schließlich so weit. Gemeinsam mit einem amerikanischen und einem russischen Kollegen startete sie von Kasachstan aus Richtung ISS.

Hauptziel ihrer Mission war die Erforschung der Wirkungen, die ein langer Aufenthalt im schwerelosen All auf den menschlichen Körper hat, auf die Knochendichte, den Zellstoffwechsel, die Körpermotorik. Eigentlich hätte das wissenschaftliche Programm schon vor einem Monat durch sein sollen – doch dann ging eine für die ISS bestimmte russische Transportfähre im All verloren, musste daraufhin die für den 13. Mai geplante Rückkehr um vier Wochen verschoben werden. Cristoforetti erzielte so den Rekord, zur Frau mit dem längsten Weltraumaufenthalt zu werden.

Das aber reicht ihr auch: „Zeit, zur Erde zurückzukehren“, twitterte sie unmittelbar vor dem Heimflug. MICHAEL BRAUN

Wissenschaft SEITE 12