Unter Stoffdächern

ASYL Hamburg steckt Flüchtlinge in Zelte – nur vorübergehend, sagt die Innenbehörde

In Hamburg schlafen schon seit Oktober 2012 Flüchtlinge in Zelten – auch im Winter. An zwei Standorten, in der Harburger Poststraße und in der Schnackenburgallee, stehen insgesamt zehn der großen, weißen Zelte. Schränke, Tische oder Stühle. Irgendetwas, das die Unterbringung wohnlich machen könnte, gibt es darin nicht. Nur Stockbetten stehen in Reih und Glied. Bequem sehen sie nicht aus, eher wie Feldbetten. „Wenn die Flüchtlinge im Zelt geschlafen haben, tropft es morgens von der Decke“, sagte ein Helfer vom THW vor der Zentralen Erstaufnahmestelle in Harburg.

Die zuständige Innenbehörde betont, dass sie sich darüber im Klaren sei, dass diese Unterbringung „keine angemessene Form der Versorgung“ ist. Es sei vielmehr „eine Notmaßnahme, um die Obdachlosigkeit von Menschen abzuwenden“, sagt Behördensprecher Norbert Smekal. In den Zelten schlafen Männer, Frauen und Familien getrennt. In erster Linie sind die Schlafplätze vorgesehen für Flüchtlinge, die, nachdem sie sich bei der Behörde gemeldet haben, innerhalb weniger Tage in andere Bundesländer umverteilt würden, sagt er. In der Nacht zu Mittwoch waren es 38 Menschen.

Dorothea Zirkel vom Flüchtlingsrat ist grundsätzlich gegen die Zelte – auch wenn die Unterbringung nur wenige Tage dauert: „Die Menschen haben dort überhaupt keine Privatsphäre.“ Die Flüchtlinge müssten alle Habseligkeiten stapeln und immer aufpassen, dass niemand etwas davon stehle. In einer solchen Situation könnten Geflüchtete nicht zur Ruhe kommen. Zirkel vermutet, dass sie durch die desolate Unterbringung abgeschreckt werden sollen. Dabei sei eine solche Unterbringung unnötig: „Es gibt Wohnraum. Die Politik muss sich nur bemühen, den Leerstand zu nutzen.“  REA